Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 047.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


52. Zwei Jahre darauf starb Papst Formosus, im vierten SCH. 11. aber verschied König Arnulf. Darauf folgte der Einfall der Ungarn und die Kirchenverfolgung. Unser Erzbischof, gar hoch899. betagt, konnte nicht mehr recht den Feinden widerstehen, oder was geschehen mußte, verfügen. Daher soll er vom Corveier Kloster den Hoger zum Gehülfen bekommen haben, auf dessen Hilfe und Dienstleistung gestützt er selbst als ausgedienter Greis der Muße pflegen könnte. So ließ der allmächtige Gott, der es mitunter zuläßt, daß die Gerechten, damit sie besser werden, in Versuchung kommen, unserem Erzbischofe aus der Versuchung auch einen Gewinn hervorgehen, auf daß er sie zu ertragen vermöchte. [1] Papst Sergius nämlich, welcher der siebente[2] nach dem Formosus war und beinahe eben so viel Jahre lang auf dem päpstlichen Stuhle saß, erneuerte voll Erbarmens mit den Anfechtungen Adalgars, wieder die Vorrechte der Bremer Kirche und bestätigte alles, was von Gregor und Nicolaus, seinen Vorgängern, dem Ansgar und dem Rimbert bewilligt worden war.[3] Außerdem aber wurden, weil Erzbischof Adalgar von der Last des Alters beschwert, in Bezug auf die Rundreisen in der Gemeinde, die Predigt und die Weihung der Bischöfe sein Hirtenamt nicht mehr zu üben vermochte, demselben vom Papste fünf benachbarte Bischöfe zu Gehülfen gegeben, nämlich Sigmund [von Halberstadt], Wigbert [von Ferden], Biso [von Podarbrunn], die beiden Bernari [von Minden und von Osnabrück], damit auf ihre Hülfe der Greis sich stützen könnte. Mir sind die Gnadenbriefe des Papstes Sergius an beide zur Hand, in denen

Schol. 11. Beide nämlich, der König, wie der Papst, hatten ein trauriges Lebensende, indem Formosus von seinem Nachfolger noch nach seinem Tode seiner Würrde beraubt und aus dem Grabe geworfen wurde; König Arnulf aber ward lebend von Würmern verzehrt und endlich duch Gift getödtet durch ein schweres Strafgericht Gottes.

  1. Nach 1. Kor. 10, 13.
  2. Sergius III, 904-911, der neunte nach Formasus.
  3. Jaffé-Loewenfeld 3537, aber diese uns allein erhaltene Bulle ist verfälscht.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_047.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)