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Erbgut von seinen Eltern. Dann aber wurde er, weil er einen lebhaften Geist und ein einnehmendes Aeußere besaß, und wegen der Treue und Bescheidenheit, die er den Herren, so wie Seinesgleichen erwies, leicht bei Hofe bekannt, und ward ein Vertrauter des Königs selbst. Dieser nämlich nahm den jungen Mann, dessen Betriebsamkeit er erkannt hatte, unter die Zahl seiner Diener auf, machte ihn darauf zum Erzieher seiner Söhne und übertrug ihm nachher, da sein Glück sich stets bewährte, sogar Grafenämter. Diese verwaltete er mit so großer Strenge, daß er einst, wie man erzählt, seine eigenen Hufner, welche bei ihm, als dem Richter, wegen Diebstahls angegeben waren, durch seinen Urteilspruch sämtlich zum Tode verurtheilte. Die Neuheit dieser That machte ihn damals beim Volke beliebt und demnächst bei Hofe hochberühmt. Als er aber das Herzogthum Sachsen erworben hatte, regierte er das Land nach Recht und Gerechtigkeit und verharrete voll Eifers bis an sein Ende in der Beschützung der heiligen Kirchen. Denn auch der Bremer Kirche und der Mutterkirche zu Hammaburg blieb er treu und ergeben, indem er den geistlichen Brüdern und allen geistlichen Stiftungen in Sachsen viel Gutes that.

9. Einen solchen Mann also setzten der sehr fromme König und unser Erzbischof als ihren Stellvertreter ein, ehe sie sich nach Italien begaben. Daselbst hielt der König ein bischöfliches Concil, vor dem er den vieler Verbrechen angeklagten Papst Johann, welcher damals den Beinamen Octavian führte, obwohl in dessen Abwesenheit, denn er hatte sich durch die Flucht dem Gerichte entzogen, absetzen und an seine Stelle den Protus[1] Leo weihen ließ. Von diesem[2] wurde er dann selbst bald nachher gekrönt, und vom römischen Volke als Kaiser und Mehrer des Reiches begrüßt, im achtundzwanzigsten[3] Jahre seiner Regierung, im 153ten[4] seit der Krönung Karls zu Rom.

  1. Protoscriniarius, Oberarchivar. L.
  2. Nicht von Leo, sondern von Johann XII wurde Otto I. im J. 962 am 2. Febr. gekrönt, Leo aber ward erst im Nov. 963 Johann’s Nachfolger
  3. Richtiger im 26sten.
  4. Richtiger im 162sten.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_061.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)