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an die Ueberelbischen grenzenden Waigrer, deren Stadt das am Meere liegende Aldinburg ist.SCH. 16. Dann folgen die Obodriten, welche jetzt Rereger[1] genannt werden, und ihre Stadt Magnopolis.[2] Dann wohnen nach uns zu die Polabinger, deren Stadt Razispurg heißt. Ueber sie hinaus wohnen die Lingonen[3] und die Warnaben.[4] Weiterhin sitzen die Chizzinen[5] und Circipanen, welche von den Tholosanten[6] und Retherern[7]SCH. 17. der Fluß Panis (Peene) trennt; ihre Stadt ist Dimine.[8] Daselbst ist die Grenze des Hammaburger Sprengels. Noch andere Sclavenstämme giebt es, welche zwischen der Elbe und Oddara wohnen, wie die Hevelder, die am Flusse Habola[9] wohnen, und die Doxanen,[10] die Leubuzzen,[11] Wilinen und Stoderanen[12] samt vielen anderen. Unter ihnen allen sind die in der Mitte liegenden Retharier die mächtigsten. Ihre Stadt ist das aller Welt bekannte Rethre,[13] der Sitz des Götzendienstes, wo den Dämonen, deren vornehmster Redigast, ein großer Tempel erbaut ist. Sein Bild ist von Gold, sein Lager von Purpur gefertigt. Die Stadt selbst hat neun Thore, ist ringsum von einem tiefen See umgeben, über den eine hölzerne Brücke führt, die jedoch nur den opfernden oder Orakelsprüche einholenden zu betreten verstattet ist, ich glaube deshalb,


Schol. 16. Aldinborg, eine große Stadt derjenigen Sclaven, die Waigrer benannt werden, liegt an dem Meere, welches das baltische oder barbarische heißt, eine Tagereise weit von Hammaburg.

Schol. 17. Die Chizzinen und Circipanen wohnen diesseits des Peeneflusses, die Tholosanten und Rehtarier jenseits desselben. Diese vier Völker nennt man wegen ihrer Tapferkeit Wilzen oder Leuticen.

  1. So genannt nach ihrer Stadt Reric
  2. Meklenburg, jetzt ein Dorf bei Wismar.
  3. Sie wohnten zu Adams Zeiten im Linagga, wo die Stadt Putlitz; früher waren sie weiter verbreitet.
  4. Sie haben ihren Namen vom Flusse Warnow
  5. An sie erinnert noch der Name des Dorfes Kessin bei Rostock.
  6. Um den Fluß und See Tollense, an der Grenze der schwerinischen und strelitzischen Gebiete.
  7. Sie saßen in den Aemtern Strelitz und Stargard in Meklenburg-Strelitz
  8. Demmin.
  9. Havel.
  10. Am Flusse Dosse; ihre Stadt hieß Wittstock.
  11. An der Oder, wo die Stadt Lebus.
  12. In Havelland. Vergl. Thietmar Buch IV, Kap. 20.
  13. Ueber die Lage derselben sind verschiedene Ansichten und man hat keine Gewißheit. Eine Beschreibung der Stadt und des Tempels gibt Thietmar von Merseburg Buch 6, Kap. 17.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)