Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 069.png

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weil dies darauf hinweist, daß die verlorenen Seelen derer, welche Götzenbildern dienen, füglich

neunfältig umströmet die Styx sie umschließend.[1]

Zu diesem Tempel soll von der Stadt Hammaburg eine Reise von vier Tagen führen.

19. Ueber die Leuticier hinaus, die mit einem anderen Namen Wilzen genannt werden, tritt uns der Oddarafluß entgegen, der reichste Strom des Landes Sclavanien. An der Mündung desselben, da, wo er die scythischen Gewässer berührt, bietet die sehr angesehene Stadt Jumne[2] den Barbaren und Griechen, die ringsum wohnen, einen vielbesuchten Standort dar. Weil nun zum Preise dieser Stadt große und fast unglaubliche Dinge vorgebracht werden, so halte ich es für anziehend, hier Einiges, das Erwähnung verdient, einzuschalten. Es ist wirklich die größte von allen Städten, die Europa einschließt. In ihr wohnen Sclaven und andere Nationen, Griechen und Barbaren. Denn auch den dort ankommenden Sachsen ist unter gleichem Rechte mit den Uebrigen zusammen zu wohnen verstattet, freilich nur, wenn sie, so lange sie sich daselbst aufhalten, ihr Christentum nicht öffentlich kund geben. Denn alle sind noch im Irrwahne heidnischer Abgötterei befangen. Uebrigens wird, was Sitte und Gastlichkeit anlangt, kein Volk zu finden sein, das sich ehrenwerther und dienstfertiger bewiese. Jene Stadt, welche reich ist durch die Waaren aller Nationen des Nordens, besitzt alle mögliche Annehmlichkeiten und Seltenheiten. Dort findet sich der Vulcanstopf, den die Eingebornen das griechische Feuer nennen, dessen auch Solinus[3] gedenkt. Dort zeigt sich Neptun in dreifacher Art, denn von drei Meeren wird jene Insel bespült, deren eines von ganz grünem Aussehen sein soll, das zweite aber von weißlichem; das dritte ist

  1. Virgils Aeneide VI, 439.
  2. Bei Wollin.
  3. Wenn Kap. 5 gemeint ist, so steht daselbst nur: „Der Aetna ist dem Vulcan heilig.“ Der Vulcanstopf scheint hier eine Waare zu bedeuten, sonst nennt Gregor der Große (Dialogen Bch. IV, Kap. 30) den Berg Vesuvius so, nämlich Olla Vulcani. L. (Man könnte auch an ein Leuchtfeuer denken. W.)
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_069.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)