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Theil der Heiden verstocken, um durch sie unseren Unglauben zu züchtigen.

43. [Um[1] diese Zeit bat ein Herzog von Sclavien um die Hand einer Nichte des Herzogs Bernhard für seinen Sohn und der Herzog gewährte sie ihm. Darauf sandte der Fürst der Winuler seinen Sohn mit dem Herzog nach Italien, mit tausend Reitern, welche fast alle dort den Tod fanden. Als darauf der Sohn des Sclavenherzogs die ihm zugesagte Braut verlangte, trat der Markgraf Tiaderich[2] dazwischen und erklärte, man dürfe die Blutsverwandte des Herzogs nicht einem Hunde geben. Dieser Tiaderich war Markgraf der Sclaven, und seine Untüchtigkeit trieb sie zum Abfall. Später verlor er sein Amt und sein ganzes Erbgut, und beschloß sein Leben, wie er es verdiente, elender Weise als Pfründner zu Magdeburg. Um dieselbe Zeit errichtete der ehrwürdige Graf Heinrich[3] die Propstei in Rosafeldan[4] mit Zustimmung des Erzbischofs Libentius, welcher die Kirche einweihte. Dies ist geschehen in den letzten Zeiten des älteren Libentius,SCH. 30., SCH. 31., SCH. 32., SCH. 33. unter Herzog Bernhard,[5] dem Sohne Benno’s, welcher das Volk der Sclaven

Schol. 30.Es geht die Rede, der sclavanische Herzog habe für seinen Sohn um eine Nichte Herzog Bernhards angehalten, und der habe sie ihm versprochen. Darauf schickte der Fürst der Winuler seinen Sohn mit dem Herzoge nach Italien mit tausend Reitern, welche beinahe alle dort erschlagen wurden[6] Und als nun der Sohn des sclavanischen Herzogs das versprochene Weib begehrte, so vereitelte Markgraf Theodorich diesen Plan, indem er erklärte, eine Blutsverwandte des Herzogs könne nicht einem Hunde gegeben werden.

Schol. 31.Theoderich war der Markgraf der Sclaven. Seine Feigheit zwang sie abtrünnig zu werden.

Schol. 32. Markgraf Theoderich, der aus seinem Amte und aus seinem ganzen Erbe ausgestoßen wurde, beendigte als Pfründner zu Magdeburg sein Leben durch einen schlimmen Tod, wie er’s verdiente.

Schol. 33. Im Jahre 1010 wurde das Volk von Ungarn zum Glauben bekehrt durch Gisla, die Schwester des Kaisers, welche mit dem Könige von Ungarn verheirathet, denselben bewog, sich und die Seinen taufen zu lassen, worauf er in der Taufe den Namen Stephanus erhielt. Er wurde später heilig gesprochen. (Aus Sigebert.)

  1. Das hier folgende Stück steht nur in einer Handschrift (4). Die Scholien der Handschriften 2 und 3 enthalten Theile davon.
  2. Von der Nordmark. Seine Absetzung berichtet der sächsische Annalist z. J 983. Nach den Quedlinburger Annalen starb er 985.
  3. Sohn des Grafen Heinrich von Stade.
  4. Rosenfeld oder Harsefeld; siehe den Annalisten z. J. 1010.
  5. Herzog Benno starb eigentlich 1010, nach Adam aber im zweiundzwanzigsten Jahre des Erzbischofs Libentius, also im Jahre 1010, und Erzbischof Llbentius im Jahre 1013. Die hier erwähnten Begebenheiten fielen also nach Adams Rechnung in die Zeit von 1010 oder 1011—1013.
  6. Hier ist wohl der Zug Kaiser Otto’s II. vom Jahre 981 und 982 gemeint.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)