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Grade, daß er oft vor dem Schlafengehen dreißig und mehr Bettlern selbst niederkniend die Füße wusch, wogegen er sich vor den Großen dieser Welt und vor Seinesgleichen zu keinerlei Art von Demuthsbezeugung verstand. Vielmehr entbrannte er mitunter gegen sie von solchem Eifer, daß er, die Einen der Ausschweifung, die Andern der Habsucht, Manche auch des Unglaubens zeihend, durchaus keinen verschonte, der ihm eine Rüge zu verdienen schien. Da nun so viele Tugenden zu einem Kranze vereinigt waren, so hätte ein Mann, wie er, wohl glückselig sein und genannt werden können, wäre nur nicht ein Fehler im Wege gewesen, dessen Häßlichkeit allen Glanz, in dem der Erzbischof sonst strahlte, verdunkelte; dies war die Eitelkeit, die vertraute Hausmagd der Reichen. Diese machte den sonst so klugen Mann so verhaßt, daß Manche sagten, auch das sehr viele Gute, welches er that, thue er nur um zeitlichen Ruhmes willen. Allein die so sprechen, mögen sich doch hüten, ihn nicht ohne Grund zu verurtheilen, denn sie müssen doch wissen, daß in zweifelhaften Fällen kein entschiedenes Urtheil abgegeben werden darf, und das Wort bedenken: „Worin du einen Andern richtest, verdammst du dich selbst.“ (Röm. 2, 1.)

Uns aber, die wir mit diesem Manne zusammengelebt und sein tägliches Leben beobachtet haben, ist es bekannt, daß er als Mensch zwar Einiges der Welt zu Ehren that, dagegen aber Vieles als ein guter Mensch, von wahrer Gottesfurcht getrieben. Und obwohl seine Freigebigkeit gegen Alle das Maaß überschritt, so habe ich doch gefunden, daß er auch aus dem Beweggrunde freigebig war, weil er, um die Kirche zu bereichern, manche durch Gefälligkeiten zu gewinnen suchte, wie z. B. Könige und deren nächste Rathgeber; wogegen er andere, die seiner Kirche in irgend einer Weise zu schaden schienen, mit dem bittersten Hasse verfolgte, wie z. B. unsere Herzoge und manche Bischöfe. Oftmals haben wir ihn erklären hören, zum Frommen der Kirche opfere

er sich und seine Verwandten auf; „denn“, sagte er, „in dem

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_123.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)