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wollte, sondern indem er sich aus, ich weiß nicht welchen Brauch der Römer oder Griechen stützte, befahl er während dreier Messen denen er beiwohnte, zwölf Officien abzusingen; denn er wollte alles groß haben, alles bewundernswerth, alles prachtvoll, so in geistlichen wie in weltlichen Dingen, und darum soll er auch an dem Rauche der Specereien sich ergötzt haben und an dem Blitzen der Lichter und an dem Donnern der laut ertönenden Stimmen. Dies alles entnahm er von dem Lesen des Alten Testamentes, nach welchem die Herrlichkeit des Herrn sich auf dem Berge Sinai offenbarte. (2 Mos. 24, 16.17.) Noch viel anderes pflegte er zu thun, was den Leuten unserer Tage und den Unwissenden seltsam vorkam, während er jedoch nichts ohne das Ansehn der Schrift that, da er nämlich schon damals im Sinne hatte, seiner Kirche durch Reichthum und Ehre vor allen übrigen den Vorrang zu verschaffen, sobald er den Papst und den König seinen Wünschen geneigt gemacht hätte. Diese also beeilte er sich auf alle Weise zu gewinnen.

27. Um diese Zeit gründete Kaiser Heinrich,[1] die ungeheuren Schätze des Reiches benutzend, Goslar in Sachsen, welches er, wie es heißt, aus einer kleinen Mühle oder einer Jägerhütte formend, mit gutem Glücke schnell zu der so großen Stadt, als welche es uns jetzt sich darstellt, erhob. In derselben bauete er auch für sich einen Palast und stiftete daselbst zwei Klöster zu Ehren Gottes des Allmächtigen, deren eines er unserem Erzbischof zur Leitung und Aufsicht übergab, darum weil derselbe ihm in allen Dingen ein unzertrennlicher Gefährte und Mitarbeiter war. Damals ward ihm auch die Aussicht auf den Erwerb oder den Empfang der Grafschaften, Abteien und Güter eröffnet, die wir späterhin zu großer Gefahr für die Kirche

erkauft haben, nämlich die Klöster von Lauressa und Corbeja,[2]

  1. Es ist Heinrich III. gemeint, der Goslar besonders begünstigte, dessen Kaufleute jedoch bereits im elften Jahrhundert sehr bekannt waren
  2. Lorsch und Korvei, S. Kap. 44 und Hamb Urkundenbuch, Band I, Nr. 94 und 95; dazu die Lorscher Chronik und Lambert zum Jahre 1063.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_154.png&oldid=- (Version vom 20.3.2019)