Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 160.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


aber durch den Neid der Geistlichkeit mit der Märtyrerkrone geschmückt, bevor er inthronisirt war[1]. Ferner Eilbert, Bischof von Minden[2], und Willehelm von Utrecht[3]. Außerdem wurden in Italien der Patriarch von Aquileja[4] und der Bischof von Parma[5] und Andere, welche herzuzählen zu weit führen würde, durch Anno’s Gunst und Bemühungen erhöhet, und wetteiferten auch in dem Bestreben, ihrem Gönner in seinen Unternehmungen Hülfe und Ansehn zu gewähren. Manches Treffliche ist dennoch von diesem Manne in geistlicher, wie in weltlicher Beziehung ausgeführt worden und zu unserer Kunde gekommen.

35. Unser Metropolit jedoch, der nach irdischem Ruhme und Ansehn strebte, hielt es für unwürdig, einen der Seinigen zu befördern, obwohl er viele Dürftige unter sein Gefolge aufnahm; er meinte nämlich, es sei ein Schimpf für ihn, wenn der König oder einer der Großen den Seinigen Wohlthaten erwiese, „die ich“, sagte er, „eben so gut und besser selbst belohnen kann.“ Darum kamen sehr wenige von den Seinigen mit seiner Bewilligung zur Bischofswürde, viele aber wurden, wenn sie nur das Wort geschickt zu brauchen und gewandte Diener abzugeben verstanden, mit ungeheuren Reichthümern überhäuft. So kam es, daß er um des Ruhmes der Welt willen Menschen verschiedener Gattung und allerlei Künste kundig, besonders aber Schmeichler, in seinen Umgang aufnahm.[6] Die lästige MengeSCH. 78.


Schol. 78. Unter diesen befand sich ein Eingewanderter, Paulus, ein zum Christenthume bekehrter Jude, der, nachdem er, ich weiß nicht ob aus Habsucht oder Wißbegier, nach Griechenland ausgewandert war, nach seiner Zurückkunft sich an unseren Erzbischof hängte, indem er sich rühmte, gar viele Künste zu verstehen, so daß er aus solchen, die nicht lesen könnten, in drei Jahren vollendete Weltweise und aus Kupfer rothes Gold machen könne. Leicht brachte er den Erzbischof dazu, alles zu glauben, was er ihm sagte, indem er zu all seinen Lügen noch die hinzufügte, daß er sehr bald dafür sorgen werde, daß in Hamburg eine Öffentliche Goldmünnze einberichtet werde, worauf dann statt der Denare Byzantiner ausgegeben werden würden.

  1. 1066.
  2. 1048-80.
  3. 1054-76.
  4. Zu Adalberts Zeiten wurden Patriarchen von Aquileja zuerst Godebald, 1049, dann Ravenger, gestorben 1069.
  5. Cadalus ward am 26. April 1046 Bischof von Parma, im Jahre 1061 Papst, genannt Honorius II; sein Nachfolger 1073 war der Kölner Kleriker Eberhard.
  6. Siehe unten Kap. 37
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_160.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)