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oder vielmehr verschleudert hatte, da arbeitete er daran, sein Bisthum frei zu machen, und in dieser Hinsicht heischte, wie ihn zu jenem sein Streben nach Ruhm trieb, in eben dem Grade das Letztere von ihm die Noth der Kirche, welche von dem Neide der Herzoge dieses Landes von jeher angefeindet und nunmehr bereits auf ein Nichts heruntergebracht ist. Dieses Unglück seiner Zeit beweinte er selbst alltäglich unter bitteren Klagen, indem er dazu besondere Kirchenlieder verordnete, um sich damit an den Feinden der Kirche zu rächen.SCH. 88.

55. Dafür aber, daß er gegen seine Pfarrkinder sich so grausam bewies, da er sie doch vielmehr hätte lieben und für sie wie ein Hirt für seine Schafe hätte sorgen sollen, dafür gab er selbst einen gewichtigen Grund an, den ich aus seinem Munde vernommen habe; anderes ist mir von Anderen mitgetheilt.

Ein leiblicher Bruder des Erzbischofs, nämlich ein Pfalzgraf, Namens Dedus[1], wurde in demselben Jahre, in dem auch der Kaiser starb, von einem Priester seiner Diöcese ermordet.[2] Er war aber ein guter und gerechter Mann, der sowohl selbst nie irgend jemandem etwas zu Leide that, als auch nie zugab, daß sein Bruder jemanden verletzte. Das ward auch durch den Tod dieses denkwürdigen Mannes offenbar, da er noch sterbend die Umherstehenden beschwor, seines Mörders zu schonen. Dasselbe trug er auch seinem Bruder auf. Dieser erfüllte nun zwar seines Bruders Wünsche und ließ den Priester ungestraft von dannen ziehen; er hegte aber von der Zeit an Haß gegen alle Angehörigen der Kirche.

Schol. 88. Oftmals versicherte er auch mit Thränen, daß alle seine Vorgänger durch die Verfolgungssucht der Herzoge und durch die Bosheit der Gemeindeglieder des Sprengels wie im Feuer gekocht und gebraten seien. „Daher zweifle ich“, sagte er, „nicht daran, daß ich um der Wahrheit willen von ihnen mit der Märtyrerkrone geschmückt werden muß.“

  1. Heißt im Hamb. Urkundenb., Band I, Nr. 76 und 78 Dedo
  2. Am 5. Mai 1056. Siehe die Anmerkung 1 zu Nr. 78 des Hamb. Urkundenb, Band I.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)