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du ja da in deinem hohen Palaste, ganz verlassen von allen den Deinigen. Wo sind denn nun die Aerzte, die Schmeichler und Gaukler, welche dir beipflichteten in den Wünschen deiner Seele, welche schworen, du würdest von dieser Krankheit genesen, welche berechneten, du würdest bis in das höchste Greisenalter leben? Alle waren, wie ich sehe, Genossen deines Tisches und zogen sich zurück am Tage der Versuchung. Nur die Armen blieben dir und die Pilger, die Wittwen und die Waisen, und alle Bedrückten; diese bekennen, daß sie durch deinen Tod in Verlassenheit gerathen sind. Und mit ihnen kann auch ich der Wahrheit gemäß versichern, daß dir, o Adalbert, keiner fortan gleichkommen wird in der Milde und Freigebigkeit gegen die Wanderer, in der Beschützung der heiligen Kirchen und in der Achtung aller Geistlichen, und darin, daß er die Räubereien der Uebermächtigen und die Anmaßungen der Uebermüthigen so, wie du, verfolgt; endlich darin, daß er in der klugen Anordnung geistlicher wie weltlicher Angelegenheiten jeglichem Rathe so bereitwillig, wie du sich zugeneigt hätte. Wenn aber in deinem Benehmen etwas Tadel zu verdienen schien, so rührte das mehr von der Nichtswürdigkeit derer her, denen du mehr, als recht war, glaubtest, oder derer, welche dir der Wahrheit wegen feind waren. Denn diese, welche deinen löblichen Charakter durch ihre Ranke verschlechterten, hatten ihn zuletzt aus einem guten in einen bösen umgewandelt; und darum müssen wir Gott den Allgütigen anflehen, daß er dir vergebe nach der Größe seiner Barmherzigkeit und dich versetze in die ewige Seligkeit durch die Verdienste aller seiner Heiligen,SCH. 93. deren Schutze du dich voll Andacht beständig anempfohlen hast.

Schol. 93. Nämlich noch in eben dem Jahre, in welchem er starb, bei seinem letzten Ausgange, nach welchem er nicht wieder zurückkehrte, hielt er zu Bremen ein Capitel mit den Brüdern, in welchem er den Decan Liudger wegen eines Todschlages, dessen er beschuldigt war, absetzte und den Umständen gemäß eine Rede über die Keuschheit haltend, am Schlusse derselben gewaltig drohete.

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)