Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 212.png

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hat eine Länge von zwei Tagereisen und eine beinahe gleiche Breite. Die größte Stadt derselben, Roschald, ist der Königssitz der Dänen. Diese Insel, welche gleichweit von Fune und von Sconien entfernt liegt, ist in einer Nacht zu durchwandern und hat im Westen Judlant, die Stadt Arhusan oder Alaburg und Wendila; im Norden, wo sie auch wüst ist, die Meerenge von Nortmannien; im Süden aber das vorerwähnte Fune und den sclavanischen Sund; im Osten ist sie dem Vorgebirge von Sconien zugekehrt, wo die Stadt Lundona liegt.

6. Daselbst ist viel Gold, welches durch Seeraub zusammengebracht wird. Denn die Seeräuber selbst, welche jene Wichinger, die Unseren Ascomannen nennen, zahlen dem dänischen Könige Tribut, dafür, daß es ihnen freisteht, von den Fremden, welche um dieses Meer herum in großer Anzahl wohnen, Beute zu machen. Daher kommt es auch, daß sie die Erlaubniß, welche sie in Bezug auf die Feinde empfangen haben, oft gegen die Ihrigen mißbrauchen; so sehr sind sie ohne einige Treue gegen einander selbst, und ohne Erbarmen verkauft Jeder den Andern, sobald er ihn gefangen genommen hat, als Knecht an einen Genossen oder Fremden.

Auch noch viele andere Eigentümlichkeiten haben die Dänen, welche sowohl den Gesetzen, als den Sitten und dem Recht und der Billigkeit zuwiderlaufen, wovon ich jedoch nichts zu erwähnen für nöthig halte, als nur den Brauch, daß Weiber, wenn sie Ehebruch begehen, sofort verkauft werden. Die Männer aber wollen, wenn sie entweder des Verrates königlicher Majestät schuldig oder auf irgend einem Verbrechen ertappt sind, sich lieber enthaupten als schlagen lassen. Es giebt dort keine andere Art Strafe, als das BeilSCH. 109. oder die Knechtschaft, und dann, wenn

Schol. 109. Das Beil hängt öffentlich auf dem Markte, den Schuldigen mit dem Todesurtheil drohend, nach dessen Empfang man denjenigen, welchen es nun einmal getroffen hat, eben so frohlockend zum Tode gehen sieht, als ginge er zum Gastmahl.

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)