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welche als erster Bischof Stenphi von unserem Erzbischof ordinirt ist, den er selbst mit verändertem Namen Symon nannte. Dieser gewann auch viele aus jenen Völkern durch seine Predigt. Außerdem giebt es noch unzählige andere sueonische Völker, von denen sich, soviel wir erfahren haben, allein die Gothen, die Wermilanen und ein Theil der Scritesinen oder deren Grenznachbaren zum Christenthume bekehrten.

25. Entwerfen wir nun eine kurze Beschreibung von Sueonien oder Schweden. Dasselbe hat im Westen die Gothen und die Stadt Scarane, im Norden die Wermilanen nebst den Scritesinen, deren Hauptstadt Halsingland ist; im Süden aber der Länge nach das baltische Meer, dessen wir oben gedachten. Dort liegt die große Stadt Sictone (Sigtuna). Im Osten aber berührt es die riphäischen Berge, wo ungeheure Einöden, sehr tiefer Schnee und Heerden menschlicher Ungeheuer den Zutritt wehren.[1]SCH. 133. Dort sind Amazonen, dort Hundsköpfe, dort Cyklopen, die ein Auge an der Stirn haben.[2] Da sind auch die, welche Solinus Himantopoden nennt, die auf einem Fuße hüpfen[3] und jene, die an menschlichem Fleische als Speise Behagen finden und daher ebenso gemieden, als mit Recht unbesprochen bleiben.[4] Mir hat der noch oft anzuführende König der Dänen erzählt, es pflege ein Volk vom Gebirge in die Ebene hinabzusteigen,[5] welches nur von mäßiger Größe sei, aber an Kraft und Gewandtheit den Schweden fast unerträglich, und es sei ungewiß, woher diese kämen.


Schol. 133. In den hyperboreischen Bergen sollen außer anderen Ungeheuern auch Greife vorkommen.[6]

  1. Vergl. Solin Kap. 30: „Jenseits derselben (der Makrobier) sind einsame Wüsten … dann im äußersten Morgen Völker von unnatürlicher Gestalt“.
  2. Solin, Kap. 30, sagt von den Agriophagen, einem Volke der Aethiopen, sie hätten einen König, der ein Auge vor der Stirn habe.
  3. Solin sagt dies Kap. 31, anders aber Marcian Seite 218; beide jedoch setzen die Himantopoden (d. h. Riemenfüßler) nach Libyen. Unter diesem Namen kennt das griechische Alterthum auch einen langbeinigen Wasservogel.
  4. Mit ähnlichen Worten gedenkt Solin Kap. 15 der scythischen Anthropophagen. Kap. 30 nennt er ein äthiopisches Volk Anthropophagen (d. h. Menschenfresser).
  5. Das sind die Lappen; eine Mittheilung aus der Wirklichkeit zwischen den Fabeln.
  6. Solin, Kap. 15: „Im asiatischen Scythien sind überall Greife.“
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)