Seite:Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen 228.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen : Hugo von Bose


sind: der Mühlhauser, der Schönlinder, der Freiberger oder Tetterweiner, der Marieneyer Bach (als der obere Bezirk); der Görnitzbach, der Altmannsgrüner Bach, der Ebersbach, der Triebelbach (als der Mittlere Bezirk); der Triebfluß (als der niedere Bezirk). Alle diese Perlengewässer, unter welchen sich die kalkhaltigen am besten für die Perlenmuscheln eignen, sind in 10 Regionen eingetheilt, von denen jedes Jahr eine durchsucht wird, da in der Regel nur alle 10 Jahre die Perlen zur Reife gelangen. Diese Regionen werden aber geheim gehalten. Die Perlenmuscheln sind etwa eine ¼ Elle lang und in der Breite zur Länge wie 1:5 sich verhaltend. Gewöhnlich wird ihnen ein Alter von 100 bis 200 Jahren zugeschrieben. Die daraus gewonnenen Perlen werden schon von den Perlenfischern nach ihrem Werthe in die 3 Classen: helle, halbhelle und Sand-Perlen eingetheilt. Rücksichtlich der Farbe: aschgraue, rötliche, bläuliche und milchfarbene. Ertrag: von 1719 bis 1804 wurden 11286 Stück Perlen eingeliefert und davon im J. 1805 die schönsten zu einem Collier von ungefähr 3000 Thlr. an Werth ausgesucht und an das grüne Gewölbe abgegeben, die übrigen aber für 7000 Thlr. nach Wien verkauft; von 1804 bis mit 1825 wurden 2558 Perlen eingeliefert und für 2156 2/3 Thaler verkauft; von 1826 bis 1836 kamen 1549 Perlen ein und wurden für 893 Thlr. verkauft.



Plauen (10625 E., 715 Wgb., 2262 A. 104 □ R. stb. Erdfl.), Haupt- und Kreisstadt des Voigtlandes und wichtige Fabrikstadt, liegt in einem schönen Thale der weißen Elster, wird in die alte und neue Stadt getheilet, besitzt viele ansehnliche Gebäude, unter denen sich das Schloß „der Ratschauer“ auszeichnet.

Die Haupt- und Pfarrkirche ist im J. 1122 von dem Grafen Eberstein gestiftet worden. Im J. 1548 brannte die Kirche mit der ganzen Stadt ab, wurde aber bis zum Jahre 1558 völlig neu aufgebaut. Im J. 1644 erfolgte der Wiederaufbau der Thürme, welche bei dem Brande im J. 1635 zerstört worden waren. Zu der Gottesackerkirche wurde am 24. Aug. 1673 der Grundstein gelegt, der Bau konnte aber erst 1722 vollendet werden. Am 10. Dec. 1722 wurde sie eingeweiht.

Plauen ist Sitz der IV. Z. Amtshauptmannschaft, eines Kreis-, eines Hauptsteuer-, eines Rent-, eines Post-, eines Forst- und eines Flößamtes, einer Superintendentur, einer Bezirkssteuereinnahme etc. In der Nacht vom 9. zum 10. Sept. 1844 große Feuersbrunst, durch welche gegen 150 Gebäude verwüstet wurden.

Schulen: im J. 1645 errichtete Superint. Wilde eine „neue Schule, welche als lateinische Stadtschule zur Zeit des Superint. Avenarius (1697 - 1713) zu hohem Ansehen kam. Im J. 1811 wurde, vorzüglich auf Veranlassung des Superint. Dr. Tischer und durch die Bemühung des damaligen Rectors Wimmer, ein Schullehrerseminar mit der lateinischen Schule verbunden, und im J. 1825 erkaufte der Erstere, mittels einer von ihm veranlassten Sammlung, ein neues Haus für das Gymnasium, das Seminar und die Bürgerschule (welche die 3 unteren Classen bildete), welches den 17. April 1815 die feierliche Weihe erhielt. Im J. 1835 erfolgte eine Trennung und Umgestaltung der 3 bis dahin vereinigten Anstalten. Das Gymnasium blieb in demselben Hause, es wurde in 4 Gymnasial- und 2 Progymnasialclassen getheilt und die Lehrerzahl erhöht. Im J. 1843 wurde es Staatsanstalt. (Der Verfasser bittet hiernach, den von ihm auf S. 139 begangenen Irrthum zu verbessern: statt 1810 muß es heißen 1835.) Das Seminar wurde in ein Miethlocal verlegt, erhielt 4 Haupt- und 3 Nebenlehrer, und am 2. Mai 1844 wurde der Grundstein zu dem mit ständischer Bewilligung zu erbauenden Seminargebäude gelegt. Die Bürgerschule, neben der 7 sg. Thorschulen bestehen, blieb bis zum J. 1841 in ihrer bisherigen Verfassung; am 2. Juni 1841 wurde das für dieselbe neu erbaute Schulhaus eingeweiht. Diese Anstalt selbst zerfällt in 3 Abtheilungen, jetzt mit 31 Classen, an welcher ein Director und 19 Lehrer den Unterricht ertheilen. Seit 1836 ist in Plauen eine königl. Gewerbschule und seit 1831 eine Sonntagsschule.

Industrie: Plauen ist der Hauptort für die Mousselin-, Mull-, Battist- undJacquonet- etc. Fabrikation, so wie dergl. gestickter, brochirter und couleuter Waaren. Hier sind solche, die Schönheit der Frauen hebende Waaren in überaus


Empfohlene Zitierweise:
Hugo von Bose: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen. Dresden 1845, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Geographie,_Statistik_und_Topographie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_228.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)