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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

42. Abschnitt.


Der Kurs der deutschen Reichs- und Staatsanleihen.
Vom
Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat Dr. Otto Schwarz,[1]
Vortragenden Rat im Preussischen Finanzministerium, Berlin.


Literatur:

Ausser allgemeinen finanzwissenschaftl. Werken (A. Wagner, L. von Stein pp.)
Karl Kimmich, Die Ursachen des niedrigen Kursstandes deutscher Staatsanleihen. Stuttgart und Berlin 1906. (Münchener volksw. Blätter.)
Alfred Neymarck, Les mouvements des Fonds d’Etat des Grands Pays. Paris 1909.
G. S. Freund, Die Rechtsverhältnisse der öffentl. Anleihen. 1907.
Herm. Albert, Die geschichtl. Entwickelung des Zinsfusses in Deutschland von 1895–1908. Leipzig 1910.
W. Mahlberg, Zum Kursstand unserer Anleihen in den Pr. Jahrb. 142 Bd. (Okt.-Dez. 1910) S. 241 und 143 Bd. 2. Heft, S. 264.
Jul. Wolff, Vorschläge zur Hebung der Kurse der deutschen Staatsanleihen. Leipzig 1911.
Hugo Heymann, Die deutschen Anleihen. Berlin 1911.
B. Dernburg, Kapital und Staatsaufsicht. Berlin 1911.
Elster, Der Kursstand der deutschen Reichsanleihen und Pr. Staatsanleihen im Jahrb. der Nationalökonomie und Statistik. Februar 1911. S. 153.
Wallich, Beiträge zur Geschichte des Zinsfusses von 1800 bis zur Gegenwart im Jahrb. für Nationalökonomie und Statistik. September 1911 S. 289.
Wachler, Staatspapiere und Sparkasse in den Pr. Jahrbüchern 144. Bd., S. 492.
A. v. Dombois, Der Kursstand der deutschen Staatsanleihen. Hannover 1911.
B. Dernburg: Zwangsanlagen in Staatspapieren. Im „Bankarchiv“ v. 15. Oktober 1911.
M. Warburg, Geeignete und ungeeignete Mittel zur Hebung des Kurses der Staatsregierung. Verhandlungen des IV. Allgem. Deutsch. Bankiertags 1912, S. 15 ff.
Kimmich im Bank-Arch. v. 15. 6. 1912 über engl. Consols.
Schmalenbach, Die Methoden der Emssionstechnik. Zeitschr. f. handelswiss. Forschungen 1907/08, Bd. II. S. 81 ff.
Lotz, Die Technik des deutschen Emissionsgeschäfts, 1890.
Landmann in Schanz Fin. Archiv zur Entwicklung d. Formen u. der Organisationen des öffentl. Kredits, 29. Jahrg. I. Bd. S. 1 ff.

Die rückläufige Entwickelung der Kurse unserer Reichs- und Staatspapiere, die seit Beginn der 2. Hälfte der 90er Jahre einsetzte und nun schon 1½ Dezennien (mit nur kleinen Unterbrechungen) andauert, ohne dass irgendeins der zu ihrer Besserung angewandten Mittel in nennenswerter Weise einschlagen will, trägt um so mehr einen phänomenartigen Charakter, weil dieser Entwicklung einmal seit Mitte der 70er Jahre, also über 2 Dezennien lang eine fast stetige Steigerung der Staatspapierkurse vorausgegangen war (die 4% preuss. Konsols stiegen im Jahresdurchschnitt von 1879 bis 1893 von 97,80 auf 107,12%, die 3½% von 1885–96 von 99,06 auf 104,61 die 3%igen von 1890–96 von 86,60 auf 99,38), und sodann, weil der Niedergang der Kurse gerade in eine Zeit beispielloser wirtschaftlicher Fortentwickelung, Vermehrung des gesamten Wohlstandes in Staat und Reich fiel, weil langdauernde, tiefergehende Wirtschaftskrisen, (diejenigen von 1901 und 1907 wird man als solche kaum bezeichnen können), dem Lande erspart geblieben sind, und weil endlich das Land auch in kriegerische Aktionen von Bedeutung nicht verwickelt war.

Um die Ursachen dieser aussergewöhnlichen Erscheinung zu erkennen, darf man den Blick nicht nur auf Deutschland allein ruhen lassen. Um das Phänomen in seinem ganzen Umfange zu erfassen, muss man sich vielmehr vor Augen halten, dass die gegenwärtige rückläufige Bewegung der Kurse der Staatspapiere, wie auch die aufsteigende der Vorperiode keineswegs ein nur Deutschland eigentümlicher Vorgang ist. Einige der wichtigsten Kulturstaaten der alten Welt weisen mehr oder weniger gleichartige Erscheinungen auf.


  1. S. hierzu meine ausführlichere, im gleichen Verlag erschienene Sonderbroschüre mit dem Titel „Die Kurse der deutschen Reichs- und Staatsanleihen“.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/178&oldid=- (Version vom 16.9.2021)