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aus.“ Man muss dabei veranschlagen, dass zur Gewinnung des Eisens eine ungefähr dreifache Masse von Erz notwendig ist, dass also in spätestens 15 Jahren schon 400 Millionen Tonnen Erz notwendig sein werden. Eigentlich also würde sich eine noch weit geringere Summe von Jahren ergeben, als Professor Neumann voraussetzt. Allein auch ein Aufhören in schon 60 Jahren ist beängstigend genug.

Die fremden Staaten verschmelzen aber in steigendem Masse ihre Erze selber. Das klassische Beispiel hierfür ist Schweden. Wir bezogen im Jahre 1910 aus Schweden nicht weniger als ein Drittel unserer gesamten Erzeinfuhr, nämlich 3¼ Millionen Tonnen. Schon aber lässt sich die unangenehme Tatsache nicht verschweigen, dass jenes nordische Land immer mehr selbst seine Erze benötigt, dass es Werke errichtet, deren Verbrauch geradezu unheimlich anwächst. In dem einen Jahre von 1909 bis 1910 hat Schwedens Eisenerzeugung von 443 000 Tonnen auf 604 000 zugenommen, also um 36⅓.

Nun hat Schweden den ungeheuren Vorteil, dass es über ganz gewaltige Wasserkräfte verfügt. Diese Kräfte werden bisher nur ganz schwach ausgenützt, und teilweise an ausländische, namentlich deutsche Elektrizitäts- und Karbid-Unternehmungen überlassen. In Zukunft wird man diese Kräfte für die Herstellung einheimischen Elektrostahls heranziehen. Ganz ähnlich, wie in dem skandinavischen Lande ist auch in Russland, das namentlich unseren schlesischen Hütten Erze liefert, und ist in Norwegen, das ebenfalls über die herrlichsten Wasserkräfte verfügt, und ist sogar in Algerien, wenn auch einstweilen noch in bescheidenen Anfängen, eine einheimische Eisenindustrie im Aufblühen begriffen.

Vorläufig freilich ist davon eine ernstliche Gefahr für unsere Industrie nicht zu erwarten.[1]






98. Abschnitt.


a) Das Deutsche Volksheer.
Von
Willibald Stavenhagen,
Königl. Hauptmann a. D., Berlin.


Literatur:

I. Allgemeines.

Verfassung des Deutschen Reichs vom 14./16. IV. 1871. –
Verhandlungen des Deutschen Reichstags (I. bis XIII. Legislaturperiode). –
Reichshaushalts-Etats von 1872–1913/4. –
Reichsgesetzblatt 1871–1913. –
v. Jagemann: Die Deutsche Reichsverfassung 04. –
Ph. Zorn: Die Deutsche Reichsverfassung 08. –
v. Rönne – Dobbeler: Verfassung des Deutschen Reichs. 10. Aufl. 12. –


  1. Jüngste Literatur über Erzverbrauch Schwedens in „Weltverkehr“ 1913. Wirth, ebendort. Friedensberg, Preuss. Jahrbuch 1913.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 3. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_3.pdf/293&oldid=- (Version vom 10.12.2021)