Es ist also wiederum ein neuer Aufschub. Da die Ausstellung 4 – 6 Wochen dauern soll, würden die Bilder erst im Dezember für Rostock frei sein u. erst 1947 für Berlin.
Abends gingen Martha u. ich auf einen kurzen Besuch zu Küntzels. Ich bin seit dem Mai zu Gretes Geburtstag nicht mehr dort gewesen. Besonders Paul war sehr erfreut über unseren Besuch. Er setzte uns Tee vor u. drehte mir zwei Cigaretten aus Tabak, den er selbst gebaut hat. Er hat nun 15 Pflanzen. Sie plagen sich sehr mit der Heranschaffung von Kartoffeln, die sie aus Daskow, 15 km. von Ribnitz entfernt im Fußmarsch holen.
An Pastor Kleinschmidt – Schwerin geschrieben über die Mängel dieser Saison u. Vorschläge zur Abstellung derselben gemacht.
Vormittags Leinewand aufgespannt u. grundiert. Ich habe den Grund wieder gespachtelt, da die Farbe so dick u. zäh war, daß ich sie nicht streichen konnte. Ich habe damit ja beim „Aufbruch“ recht gute Erfahrung gemacht.
Nachmittags kamen zwei Telegramme. Das eine ist von Frau Dr. Riemschneider, wonach meine Ausstellung bereits am 6. Oktober 11 Uhr in Schwerin eröffnet werden soll, u. zwar mit meiner Ansprache. Das andere ist von Frau Karsten desselben Inhalts, jedoch schränkt sie den Termin durch das Wort „voraussichtlich“ wieder etwas ein. Es widerspricht also durchaus dem, was Ehm Welk sagte, der außerdem der Ansicht war, es sei besser, wenn er selber spräche, weil das geehrte Publikum sonst der Meinung sein könnte, daß ich für meine Bilder Propaganda machen wollte. – Nun, ich werde jedenfalls am Sonnabend früh nach Schwerin fahren.
Dr. Burgartz trank bei uns Kaffee u. besprach, mit Fritz Fragen der Ortsgruppe. Fritz übernimmt mehr u. mehr die Vertretung des Dr. B. in diesen Dingen, vor allem, wenn im Oktober Berliner Journalisten hier sein werden.
Am 6. Oktober, soll in Rostock auch die Musik-Hochschule eröffnet werden. Es werden also an diesem Tage die Schweriner führenden Leute wahrscheinlich in Rostock sein.
Gestern Abend kam es noch zu einer sehr ernsten Aussprache zwischen Fritz u. Martha, wobei ich durchaus Fritz'ens Anschauung vertrat. Es handelte sich um die Person der Frau Kuhrt, die einen ungebührlichen Einfluß auf Martha in diesem Sommer gewonnen hat, der durchaus unerwünscht ist, da Frau K., milde ausgedrückt, eine allzu fantasiebegabte Person ist. Ich bin sehr froh, daß Fritz, der sonst ja für solche Frauen eine Schwäche hat, in diesem Falle nicht darauf reingefallen ist. Es war besonders gefährlich, da diese Frau alles darauf anlegte, Fritz an sich zu fesseln. Sie hat bestimmt gedacht, daß Fritz sie heiraten würde u. sie so Inhaberin der BuStu. werden würde. Durch die gestrige Aussprache ist die Sache
Hans Brass: TBHB 1946-09-29. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-09-30_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)