Seite:Hartwig Uebersetzung Maerchen Grimm.djvu/2

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Als ich im vergangenen Winter in Florenz einmal meine hochverehrte Freundin Frau Karl Hillebrand zum Abendthee besuchen wollte, steckte mir unterwegs der Postbote den Aufruf des Kasseler Grimmkomités, den ich selbst mit unterschrieben hatte, zu. Da ich von früher her wußte, daß Frau Hillebrand Briefe von J. und W. Grimm besaß und sie noch in regen Beziehungen mit Hermann Grimm stand, dessen Frau ja hier „fern von der Heimat doch in Gottes Erde“ auf dem evangelischen Friedhofe in der Nähe der Certosa ruht, so kam das Gespräch natürlich auf die Gründung dieses Grimmmuseums in Kassel. Sofort sagte die teuere Frau: „Da will ich auch etwas beisteuern; das Andenken an zwei so ausgezeichnete Männer kann man nicht genug ehren; Sie sollen die Briefe für die Kasseler Sammlung haben, die die Grimms an meinen Vater gerichtet haben, als er ihnen seine englische Übersetzung der Märchen, welche die erste in England war, geschickt hatte, und ein Exemplar der ersten, jetzt sehr wertvollen Ausgabe dieser Übersetzung dazu. Auch einen Brief Walter Scotts, den dieser an meinen Vater gelegentlich dieser Übersetzung richtete, und zwei Schreiben des Germanisten Benecke in Göttingen an ihn will ich Ihnen abschreiben lassen, damit Sie Ihre Augen nicht unnötig anstrengen“.

Und solchen guten Worten entsprach wenige Tage darauf die That. Ich erhielt die Originale von drei Briefen der Brüder Grimm an Sir Edgar Taylor und die Übersetzung für die Kasseler Sammlung, die Abschriften von allem für mich.

Nach der Heimat zurückgekehrt, schrieb ich an meinen geehrten Landsmann Hermann Grimm und fragte bei ihm an, ob er etwa im Besitze von Briefen Sir Edgar Taylors an seinen Vater und Onkel sei. Nach wenigen Tagen ließ er mir durch Herrn Dr. Steig die Briefe zugehen, mit denen Sir Edgar seine Märchenübersetzung an die Brüder Grimm gesandt und damit den Briefwechsel eröffnet hatte.

So hatte ich denn das Material zu der kleinen Publikation vollständig zusammen. Doch würde ich glauben, meine Aufgabe nicht zur Genüge erfüllt zu haben, wenn ich dem Leser nicht einige Mitteilungen über Sir Edgar Taylor gegeben hätte. Vielleicht daß das große englische Dictionary of National Biography binnen kurzem noch Genaueres mitteilt.

Mr. Edgar Taylor war der fünfte Sohn von Mr. Samuel Taylor von New Buckenham in Norfolk und ein Nachkomme von Dr. John Taylor von Norwich, dem Verfasser der Hebräischen Konkordanz, einem sehr gelehrten und höchst ausgezeichneten Presbyterianischen Geistlichen des vorigen Jahrhunderts, dessen Schriften nicht nur von einigen der hervorragendsten Theologen der englischen Kirche hoch geschätzt wurden, sondern sogar zum Teil – etwas ganz Vereinzeltes für einen Nicht-Anhänger der anglikanischen Kirche – die Ehre hatten, von einem Bischof der Kirche wieder herausgegeben zu werden. Er war geboren in Banham in Norfolk am 28. Januar 1793. Er wurde erzogen auf Palgrave School in Suffolk unter De Lloyd, einem sehr tüchtigen