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Anekdoten.


Officier (wütend): Kerl, Du hast den Hecker leben laßen! Schusterjunge: Ja, das hab ich! Officier: Warum hast Du das gethan? Schusterjunge: Na, umbringen kann ich den Hecker doch nicht, also muß ich ihn leben laßen.




     In einem Dorfe unweit Paris etablierte sich vor einiger Zeit ein junger Mann als Uhrmacher. Das Erscheinen dieses Künstlers war ein Ereignis für die guten Landleute, deren Uhren eben keine große Übereinstimmung zeigten. Jedermann eilte zu ihm und brachte ihm seine Uhr zum Reparieren, und am Ende einer Woche waren ihm sämmtliche im Dorfe befindliche Taschenuhren anvertraut worden. Eines Morgens wurde vergeblich an seine Thür geklpft, der Laden war verschloßen. Der ganze Tag vergieng, und der Uhrmacher kam nicht zurück. Endlich schöpften seine Kunden Verdacht, welcher sich bald in die traurigste Gewisheit verwandelte. Die ehrlichen Landleute waren betrogen, der angebliche Uhrmacher war ein Gauner, der das ganze Sortiment von goldenen und silernen Uhren mit fortgenommen, und ihnen nichts als die bittere Erinnerung an ihren Verlust zurückgelaßen hate. Tiefe Bestürzung herrschte im ganzen Dorfe, der Künstler vergaß die Thurmuhr aufzuziehen, und um das Maß der Verwirrung voll zu machen, war die Sonnenuhr durch mehrere Tage in dichten Schatten gehüllt. Es wuste Niemand welche Zeit es war. Die einzigen Glücklichen waren die Schulkinder, welche jetzt ganz nach Belieben erscheinen konnten, ohne eine Strafe fürchten zu müßen. Während die Verwirrung babylonisch zu werden anfieng, wurde der Gauner verhaftet; aber die Uhren waren unwiederbringlich verloren, und die Einwohner von Montreuil hatten die einzige Genugthuung, den Dieb zur Gefängnisstrafe verurtheilt zu sehen.




     Im Schwarzwalde entdeckten zwei Engländer in einer verrufenen Gegend einen Wirt, der ihnen durch seine kolossale Grobheit imponierte. Sie verbreiteten seinen Ruhm in ihrer Heimat, und bald stand das Wirtshaus auf der großen Tour mit verzeichnet, und der Wirt sah sich unverhofft mit Engländern überschwemmt, ohne die Ursache davon zu ahnen. Durch den vielen Umgang mit Menschen und den blühenden Gang seines Geschäftes wurden die Manieren des Wirts mit der Zeit gefälliger, und eben so schnell verzogen sich seine Gäste wieder. Als er den Grund hiervon erfuhr, entschloß er sich zu folgender Bekanntmachung: „Den Herren Engländern mache ich hiermit bekannt, daß mein Wirtshaus nach wie vor besteht, und wi ein früheren Jahren, werde ich auch in diesem grob sein, sehr grob, ja noch gröber. Ich bitte daher um fleißigen Besuch.“




     Ein Rekrut stand des Nachts an einer Sternwarte Schildwache und sah gedankenlos zum Thurme und zum gestirnten Himmel hinauf. Da erschien Jemand oben auf der Warte, nach der Meinung des Rekruten, mit einer langen Flinte, und zielte damit in die Nacht hinein. „Aber das möcht ich doch wißen,“ murmelte der Rekrut in den Bart, „was der Mann dort bei der Nacht schießen will!“ und dabei folgte er mit den Augen der Richtung die das Fernrohr des Beobachters auf der Sternwarte anzeigte. Plötzlich schoß eine Sternschnuppe hernieder. Dem Verdutzten fiel das Gewehr aus dem Arm und er rief: „Nu möcht einen doch der Schnee brennen, er hat ihn getroffen.“