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Garten-Kalender.

Obstgarten. Größere Bäume mit den gefrorenen und deshalb vor dem Froste rund um die Wurzel aufzugrabenden Erdballen zu versetzen. – Baumpfähle zu richten und unten, soweit sie in die Erde kommen, abbrennen. – Raupennester von den Bäumen fleißig absuchen und außerhalb des Gartens verbrennen. – Man schneide bei schöner, windstiller Witterung die Zweige der Bäume, die allzu dicht stehen, weg, wodurch das Obst künftig an Größe und Geschmack sehr verbessert wird.

Gemüsegarten. Gegen zunehmende Kälte schütze man Artischoken, Sellerie und dergleichen mit leichtem Dünger oder Laub. – Wenn der Spargelsamen nicht vor Winter in den Herbstmonaten gelegt worden, so ist es jetzt die höchste Zeit dazu.

Blumengarten. Man kann Aurikeln und Primeln in Kästen und auf fein gehacktes Moos säen, die Töpfe mit Blumenzwiebeln zum Treiben in ein sonniges Zimmer nahe an’s Fenster stellen.




Humoristisches.

      – Das Universalmittel. Patientin: „Herr Doctor, ich bin so mager, was soll ich thun, um dicker zu werden?“ – Arzt: „Radfahren.“ – Patientin: „Sonderbar, meiner Freundin hat ihr Arzt das Radeln verordnet, damit sie magerer werde.“ – Arzt: „Ja, es ist eben das Allheilmittel.“

      – Qualifikation. Kaufmann: „Haben Sie Kenntnisse in der Porzellanbranche?“ – Bewerber: „Gewiß!“ – Kaufmann: „Was würden Sie zum Beispiel thun, wenn Sie ein werthvolles Stück zerbrächen?“ – Bewerber: „Ich würde es wieder zusammensetzen und an einen Platz stellen, wo es ein Kunde herunterreißen muß.“ – Kaufmann: „Es ist gut, Sie sind engagiert!“




     Das Wasser wuchs in wenigen Tagen beunruhigend, indem es die Deiche füllte und das dicke Eis von den Ufern sprengte und emporhob. Nachdem der Schnee von den Wällen geschwunden war, sah man mit Schrecken, daß die vorjährige Plage des Landmanns, die Mäuse, während des Winters gerade die Dämme zu ihrem Quartier erwählt hatten. Hier und dort sickerte das Wasser in feinen Fäden von den Böschungen nieder.

     Unter diesen Umständen hatte Herr von Bergdorf alle Hände voll zu thun. Alle Gespanne, jede Hand war nöthig, die vom Hauptmann angeordneten Anschüttungen und Befestigungen der Wälle durchzuführen.

     Bergdorf sah mit ängstlichem Blick auf die schmutzige Eisdecke des Stromes, die hier platt, dort wellenförmig immer höher zum Deichkamme emporrückte. Von einer Arbeiterkolonne eilte er zur andern. Hier lohnte er durch ein Trinkgeld, dort mahnte er zur Anspannung aller Kräfte, da es die eigene Erhaltung gelte.

     Trotz aller Anstrengungen aber schien sich der Kampf des Menschen gegen die Naturgewalt aussichtslos zu gestalten. – Da klärte sich das Wetter wieder auf, und das Thermometer sank auf sechs Grad unter Null. Das Wasser begann zu fallen.

     Als der Gutsherr am nächsten Morgen an sein nach dem Hofe zu gelegenes Arbeitsfenster trat, und den alten Verwalter Bartels sah, fragte er: „Nun, Alter, wie stehts?“

     Jener antwortete: „Es dröhnt all wieder“.

     „Was meinen Sie damit?“

     „Na, gnädiger Herr, hier sagt man so, wenn das Eis bei starkem Frost kracht.“

     „So, so, Bartels. Also es dröhnt“, meinte der Hauptmann lächelnd; dann fuhr er ernst fort: „Das Wetter kann aber jeden Augenblick wieder umschlagen.“

     „Gott mag’s nicht geben.“

     Und der Alte schien mit seinem Gottvertrauen recht zu behalten. Bei zunehmender Kälte ging das Wasser fast bis auf den Winterstand zurück, und die Arbeiten an den Deichen näherten sich ihrer Vollendung.

     So konnte man dem Feste in der Villa Dora sorglos entgegensehen. Frau von Bergdorf hatte sich einen Kochkünstler kommen lassen, der einige Tage vor der Feier eintraf und alle Vorbereitungen in die Hand nahm.

     Da – am Abend dieses Tages – sprang der Wind um. Es begann zu regnen; das Dröhnen des Stromes war verstummt. Das Wasser stieg! –

     Am nächsten Morgen fegte ein Nordwest mit Thauwetter daher. Wieder bezogen die Wachen die Deiche, und durch regelmäßige Meldungen suchte man sich vor dem Überraschtwerden zu sichern.

     Selbstredend konnte Bergdorf seiner Frau den Ernst der Lage nicht verhehlen, aber sie, die ihre Jugend auf der väterlichen Besitzung an der Weichsel verlebt hatte, faßte die Sache ruhiger auf, als ihr Gatte.

     „Ich kenne das“, sagte sie ihm. „Bei jedem Hochwasser gab’s auch zu Hause Arbeit und Aufregung, aber ernstlichen Schaden haben wir nie gelitten.“