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Garten-Kalender.

     Obstgarten. Wer den Hasenfraß zu fürchten hat, der schütze seine Bäume mit doppelter Sorgfalt, indem unter der Rinde jetzt bald der Saft fließt, den die Hasen sehr lieben. – Bäume sind zu versetzen und zu reinigen.

     Gemüsegarten. Bei offener Erde können allenfalls Früherbsen und Bohnen, Petersilie, Zucker- und Haferwurzeln, Sellerie, Salat, Schnittkohl, Frühmöhren, Spinat, Körbel und dergleichen gesäet werden. Gewächse vom vorigen Jahre, welche zum Herausnehmen bestimmt sind, müssen jetzt herausgenommen werden, denn wenn sie zu treiben beginnen, verlieren sie an Geschmack.

     Blumengarten. Sommerlevkoyen, Aster, Chenesernelken, Scabiose, Zinnie, Reseda, spanischer Pfeffer werden in Töpfen mit gewöhnlicher Gartenerde gesäet und diese vor die Fenster eines geheizten Zimmers gestellt. Auf den Schnee in Kästen säet man Aurikeln.




      – Ein hoffnungsvoller Bräutigam. Herr von Bunzl soll nach einem abenteuerlichen Junggesellenleben in den Hafen der Ehe einlaufen. Einer ehrsamen Kommerzienrathstochter ist es gelungen, ihn vor den Traualtar zu ziehen. Andächtig hört er den salbungsvollen Worten des Pfarrers zu; bei der Ceremonie des Ringwechsels aber steckt er seinen Ring direkt in die Westentasche.

      – Gut gesagt. Fürst: „Nun, wie macht sich mein Sohn?“ – Hauslehrer: „O, sehr gut, nur gehen Hoheit zu selten aus sich heraus!“

      – Boshaft. Fremder (an einem Stammtisch prahlend seine Uhr vorzeigend): „Ist das nicht ein Prachtexemplar von einer Uhr? So eine giebt es so leicht: nicht in Deutschland.“ – Stammgast: „Ja, ja, die Uhr ist recht hübsch, das ist nicht zu leugnen – nur der Zeiger will mir nicht recht gefallen.“




     Der Sturm tobte auch am folgenden Tage. Die Elbe stieg fortgesetzt. –

     Herr von Bergdorf saß mit seiner jungen Frau im Arbeitszimmer und blickte hinaus in das Sturmesbrausen. In den Nebenzimmern des Hauses war die Dienerschaft mit den Vorarbeiten für den kommenden Tag beschäftigt. Der Hauptmann, der sonst in seinem Haushalte von peinlicher Eigenheit war, kümmerte sich kaum darum, was die Leute vornahmen. Er hatte einen Meldedienst durch berittene Knechte eingerichtet. Jede Stunde trottete es vor dem Eckfenster und er nahm die immer ernster werdenden Nachrichten des Aufsichtführenden in Empfang.

     Bergdorf, dem erfahrenen und ruhigen Soldaten, begann der Muth zu sinken. Seinen Herzenswunsch niederkämpfend, legte ihm wachsende Sorge den Vorschlag in den Mund: „Weißt Du, Dora, vielleicht thun wir doch gut, unseren Gästen abzusagen, Du aber setzt Dich mit dem Kinde auf und fährst zu den Eltern. Sobald hier jede Gefahr beseitigt ist, hole ich Dich ab, und wir können dann in Ruhe unser Tauffest feiern.“

     Davon wollte die junge Frau jedoch nichts wissen. Das Einzige, wozu sie sich verstand, war das Versprechen, die Gäste am nächsten Tage mit dem Kinde in die Stadt zu begleiten. Vergebens führte ihr Mann alle Beredsamkeit in’s Feld, die junge Mutter blieb dabei: „Wir stehen überall in Gottes Hand, und ist wirklich Gefahr vorhanden, so wird das Unglück wohl nicht gerade bis Morgen eintreten.“ Sie ließ sich auch nicht beirren, als durch einen Boten von der unteren Elbe die Nachricht eintraf, das in Bewegung gerathene Eis habe sich dort gestaut, und das ganze Thal sei damit auf’s Höchste gefährdet. Es gelang ihr auch, die steigende Befürchtung des Gatten mit Erfolg zu bekämpfen, weil gleichzeitig mit dieser Hiobspost die Meldung eintraf, daß eine telegraphisch herbeigerufene Pionierabtheilung bereits damit beschäftigt sei, die Eisstopfung zu beseitigen.

     Und als ob der Himmel mit dem gottvertrauenden Weibe sei, klärte sich das Wetter in der Nacht auf.

     Klar und still brach der neue Tag an. Als die Sonne hinter dem Rabauenberge emporstieg, flimmerten unzählige kleine Eiskrystalle im Lichte ihrer ersten Strahlen. Diese Krystalle verhießen anhaltend gutes Wetter. Ein Glück! – Muth und Ausdauer der Arbeiter, die die Nacht an den Dämmen thätig gewesen waren, wurde auf die härteste Probe gestellt.

     Herr von Bergdorf war die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen. Regelmäßig hatte er die Meldungen von den Deichwachen entgegengenommen, und immer hatte der Bericht gelautet: „Das Wasser steigt, aber langsam.“

     Kaum war es völlig Tag, so fuhr der Hauptmann nach dem Deich. Schon lange vor seinem Ziel vernahm er des Stromes Stimme; – es war eine furchtbare deutliche Sprache.

     An einer zum Deich emporführenden Rampe hielt das Gefährt. Der Gutsherr stieg die Böschung hinauf.