Seite:Harz-Berg-Kalender 1900 008.png

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Garten-Kalender.

     Obstgarten. Wer Bäume versetzen will, verschiebe es jetzt nicht mehr; man fahre fort die Bäume zu beschneiden. Um Baumschulen anzulegen, ist es jetzt die beste Zeit, wilde Stämmchen einzusetzen.

     Gemüsegarten. Man muß das Allernothwendigste zu bestellen anfangen, wenn es die Witterung erlaubt und die Erde nicht mehr schwierig ist. Zu pflanzen sind: Erbsen und Gartenbohnen. Zu säen: Spinat, Körbel, Petersilie, Zuckerwurzeln, Pastinak, Möhren, Schnittkohl, Salat, Sellerie, englischer Spinat.

     Blumengarten. Die hervortreibenden Hyacinthen, Tazetten und Jonquillen etc. werden des Nachts mit Blumentöpfen zum Schutz gegen den Frost bedeckt, und, wenn sie mit Moos etc. belegt sind, dieses weggeschafft.




      – Heimgegeben. „Mein Herr, Sie scheinen nicht zu wissen, was sich gehört! Ich habe zu Hause Knigge’s „Umgang mit Menschen“, ich will Ihnen das Buch auf 8 Tage leihen!“ – „Sehr gütig, können Sie es denn so lange entbehren?“

      – Herzog und Fuhrmann. Der weiland Herzog Wilhelm von Braunschweig kam vor ca. 40 Jahren von der Jagd aus dem Altenbraker Reviere gefahren. In der Nähe von Todtenrode brachen die Stangenpferde die Stange ab. Zufällig hält an der Stelle ein Hüttenfuhrmann Schmidt aus Altenbrak. Dieser, mit dergleichen Unfällen bekannt, kommt dem Rosse- resp. Wagenlenker des Herzogs mit Beil und Stricken zu Hilfe. Bald ist der Schaden ausgebessert. Bevor der Herzog seinen Weg wieder fortsetzt, bietet er dem biederen Fuhrmann einen Dukaten für seine Bemühung; dieser aber antwortet, weil er schwerlich Se. Hoheit in diesem Herrn vermuthet hatte: „Dat laten Se man; der eine Faurmann mott dem anderen ut der Noth hilpen!“ – Lachend soll der Herzog davongefahren sein.




     Welch ein grausiger Anblick! – Furchtbar trat ihm das Bild der Vernichtung vor Augen. Die Deiche waren so gut wie vollgelaufen. An einer Stelle hatte das Wasser den Kamm des Dammes erreicht. Dort arbeiteten Männer, Frauen und Kinder mit allen Kräften, den Wall zu erhöhen. Aber war das nicht alles müßiges Beginnen, wenn unterhalb nicht Luft geschafft wurde? –

     Da! – Just gurgelte es wieder heran. In gewaltigem Strudel drehte sich eine ungeheure Eisscholle um sich selbst. Kurz vor dem Ufer tauchte sie mit einer scharfen Kante unter, ritzte von unten mit spitzem Zahn die Erde auf. Als treibe ein unterirdisches Feuer das brodelnde Element zum Anprall an die einzwängenden Schranken, so kräuselte sich und kochte nach dem Ufer zu die Fluth in gierigen Wellen.

     Und welche schaurige Musik die berstenden oder sich schiebenden Schollen aufführten!

     Vernichtung! – Untergang!

     Dort reckte sich aus einem abwärtstreibenden hölzernen Verschlage ein Rüssel schnuppernd zur Sonne empor, hier schwamm eine Tonne, drüben fuhr auf schwankendem Eisstück ein Kalb, und selbst ein Fuchs sprang an anderer Stelle von Scholle zu Scholle. Und über Allem wie zum Hohn dieser lachende, blaue Himmel!

     „Nun, Bartels, was meint Ihr?“ fragte Bergdorf seinen alten Verwalter.

     „Schaffen uns die Pioniere nicht unten bald Luft, dann wird es schlimm!“

     „Und wenn nun nicht für Abfluß gesorgt wird, wie lange glaubt Ihr den Damm noch halten zu können?“

     „Ja, wer kann das wissen! – Ein günstig gewühlter Mäusegang, der dem Wasser guten Durchlaß gewährt, kann das Verderben an einer Stelle zum Ausbruch gelangen lassen, wo wir es am wenigsten ahnen“.

     „Und um vier Uhr ist bei mir Taufe. – Leider kommt ja der Zug so spät!“

     „Ich weiß. Schicken der gnädige Herr das Kind mit sammt der gnädigen Frau nur gleich darnach weg. Für Frauen und Kinder können böse Tage kommen“.

     „Das soll auch geschehen. Schickt mir nur stets Nachricht; der Aufseher muß auf dem Hofe bleiben, um im Falle der Noth zur Hand zu sein. Ich rechne auf Euch, Bartels“.

     „Herr Hauptmann, ich bin ein alter Soldat“.

     „Gott befohlen, Bartels!“

     Um vier Úhr war alles zum Empfang der Gäste in der Villa bereit. Bergdorf durchschritt die dekorirten Festräume – tiefernst. Von Zeit zu Zeit kam ein reitender Bote und brachte die Absage geladener Nachbarn. Man entschuldigte sich damit, daß die Pflicht gebiete, in der Stunde der Gefahr daheim zu sein. Immer wieder mußten von der Tafel Gedecke entfernt werden.

     Endlich rollten die Wagen daher, die die Gäste von der Bahnstation brachten. Dem ersten Gefährt entstieg der alte Pfarrer. Dereinst hatte er den Hauptmann eingesegnet, ihn auch vor drei Jahren getraut. Trotz seines Alters war er gekommen, um den Erstling dieses Hauses zu taufen. Auf