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Garten-Kalender.

PaObstgarten. Oculiren kann man auf’s schlafende Auge, was man will, von der Mitte dieses Monats an bis in die Mitte des künftigen. Bei den aufs treibende Auge oculirten Stämmen sieht man nach, ob sie treiben und lüftet die Bänder.

PaGemüsegarten. Anfangs noch zu säen: Herbstkarotten, Rüben, Winterrettig, Herbstspinat. Gepflanzt kann werden: brauner Kohl auf leere Erbsenfelder, Winterendivien, Kohlrüben, Blumenkohl, Wirsingsalat. Aufzunehmen sind: Zwiebelgewächse, wenn ihre Schoten umfallen. Majoran und Thymian wird geschnitten.

PaBlumengarten. Man trachte reisen Aurikel- und Primelsamen einzusammeln, wenn sich die Kapseln zu öffnen beginnen. Man muß Narcissen, Feder-, Trauben-, Muskat- und Waldhyazinthen, Tazetten, Jonquillen und frühe Schwertlilien alle 3 Jahre umlegen.




      – Erster Gast (seine Kriegserlebnisse erzählend): „Plötzlich sehe ich aus einem Busch die rothen Beinkleider eines Türken hervorleuchten. Ich, in zwei Sätzen drauf los und haue ihm beide Beine ab.“ – Zweiter Gast: „Aber warum hauten Sie denn da nicht erst den Kopf ab.“ – Erster Gast: „Der – der war schon ab.“

      – Gut abgefertigt. Ein Kritiker hatte in seiner Beurtheilung über Schillers „Kabale und Liebe“ unter andern über den den Hofmarschall von Kalb darstellenden Schauspieler X. geschrieben: „Herr X. war als Kalb vollendet“, worauf dieser ihm seine Visitenkarte mit den Worten schickte: „Ich danke für Ihre väterliche Beurtheilung.“

      – Erkennungszeichen. Oberförster (zur Kellnerin): „Marie, noch a’ Maß, aber denselben Krug wieder!“ – Kellnerin: „Gewiß, Herr Oberförster! Ihre Maß kennen wir ganz genau!“ – – Oberförster: „So, an was denn?“ – Kellnerin: „Wissen S’, an Ihrem Krug ist der Henkel immer warm!“




     Voll Grauen blickte Soltau auf die herannahende Gefahr, in der er den Sparrenverband eines weggerissenen Strohdaches erkannte. Er sah das Unausbleibliche kommen, versuchte mit Bartels das Gefüge abzudrüden, aber schon war es geschehen. Ein Ruck, und das Seil war durchschnitten, das Boot aber von den Sparren erfaßt und mitgerissen. In schnellem Beurtheilen ging es Soltau durch den Sinn: Da wird die einzige Möglichkeit einer späteren Rettung fortgerissen, – auch Erna ist verloren! Dieser Gedanke machte ihn toll! – – Da kam das Hintertheil des Daches. Mit einem Satze war er auf der Fensterbrüstung, und ehe noch der alte Mann neben ihm begriffen hatte, was er beabsichtigte, sprang er hinaus auf das vorbeiziehende Dach, an dem er sich festklammerte.

     Bartels sah noch, daß Soltau’s Gestalt etwas niederglitt, dann war Alles in der Dunkelheit verschwunden.

     Wie erstarrt blickte der Alte in die zischende Fluth. Da fragte die Stimme Bergdorf’s: „Wo ist Soltau?“

     Bartels wollte antworten, aber er vermochte nicht. Stumm deutete er hinaus in die Nacht.

     Wie von der Sehne geschnellt, flog Bergdorf auf ihn zu, schüttelte den Alten und fragte mit stockendem Athem: „Was – aus dem Fenster?“

     Das Entsetzen auf den Zügen seines Herrn erfüllte den treuen Beamten mit Verzweiflung. Er, der im Sturmesbrausen bis zum letzten Augenblick des Dammbruches die Arbeiten auf dem Deiche geleitet hatte, nickte wieder nur stumm mit dem Kopfe und begann wie ein Kind zu schluchzen. Erst nach längerem Zureden durch den Pfarrer fand er Worte, über den Vorgang zu berichten.

     Das Boot verloren, sein treuester Freund durch wahnwitziges Thun dem Untergang geweiht! Stumm standen die Männer sich gegenüber; dann kamen sie überein, diesen neuen Schlag so lange als möglich zu verbergen. Bartels sollte auf den Stufen der Treppe sitzen bleiben. Sobald ihn Erna sah, würde sie nach Soltau fragen, und Bergdorf befürchtete neues Unheil, wenn die Schwester von der Verzweiflungsthat des Freundes hörte. Wie der Hauptmann jeden Tag gehofft, das Bündniß jener beiden Herzen auch der Welt bekannt zu geben, so sah er nunmehr Alles verloren. Der Pfarrer sowohl wie er rangen längere Zeit nach Fassung, um nicht bei den Andern die Zeichen des Entsetzens sichtbar werden zu lassen. Endlich stiegen sie, den Alten auf der Trepve lassend, empor.

     Herzbrechend war das Bild, dem ihre Augen begegneten: in der Eile hinaufgeschaffte Betten lagen unordentlich umher. Um einen Tisch, auf dem eine Lampe brannte, saß die junge Mutter, ihren Knaben auf dem Schooß, umgeben von den Verwandten und Gästen, die gekommen waren, ein Fest zu feiern, während der Diener mit einer Portweinflasche bei den Herrschaften umherging und ihnen in einem Wasserglase von dem feurigen Getränk anbot.

     Es war bitterkalt; einige Tropfen Weines konnte das erstarrte Blut zu neuem Kreisen bringen. Er winkte dem Diener und nahm eben die Flasche – als ein dumpfes Poltern jeden Blutstropfen in den Adern gerinnen ließ.