Seite:Harz-Berg-Kalender 1900 020.png

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Garten-Kalender.

PaObstgarten. Von copulierten Stämmchen muß man den Verband abnehmen, und bei oculierten solchen lüften, wenn’s Noth ist. Samen muß man sammeln von allem Obst, und kann es auch legen.

PaGemüsegarten. Zu säen ist: Spinat, Petersilie, Rapunzel, Schnittkohl und brauner Kohl, um sie im Frühjahr zu Gemüse zu gebrauchen. Gepflanzt werden: Chalotten, Winterzwiebeln, Wintersalat und alle Arten Winterkohl.

PaBlumengarten. Will man gegen Weihnachten blühende Tulpen haben, so werden die Zwiebeln jetzt gleich eingesetzt. Die Töpfe werden in die Erde gegraben und dort so lange gelassen, bis es anfängt stark zu frieren; man kann gelben Lack, Goldlack und Winterlevkoyen in Töpfe setzen. Marienblumen werden umgelegt. Reifer Blumensamen wird abgenommen und in einer Schachtel aufbewahrt.




      – Glaublich. Frau: „Aber, Mann, Du willst doch jetzt nicht auf die Jagd gehen, es ist ja Schonzeit!“ – Mann: „Beruhige Dich, liebes Weibchen, der Förster sagte mir, ich könnte das ganze Jahr auf die Jagd gehen!“

      – Auch eine Erklärung. Meister: „Wat, Junge, det soll’n Pfund Schweizerkäse sind? Da hast Du oder der Koofmann woll wieder gemogelt?“ – Junge: „Ja, Meester, da hat der verflixte Kerl woll die Löcher mitgewogen.“

      – Selbst titulirt. „Was, Lisi, heut’ bedienen Sie allein die Gäste? Sonst sind doch immer zwei Mädchen da.“ – „Ja, die andere dumme Gans ist heut’ nicht ins Geschäft gekommen.“

      – Bei Tisch. Hausherr: „Frauchen, weshalb seufzest Du?“ – Sieh ’mal, wir sind dreizehn Personen!“ – „Aber meine kluge Frau wird doch nicht abergläubisch sein?“ – „Keine Spur, aber ich hab’ nur für zehn kochen lassen!“




den weiten Raum nur matt zu erleuchten; trotzdem entging Niemandem, daß sich das Dach drüben merklich bewegte. Erst fielen einzelne, dann ganze Partien von Dachsteinen rasselnd in die Tiefe.

     Welche Stunden! – Konnte es eine größere Marter geben? Eine Märznacht zählte grausam lange Stunden. Von Zeit zu Zeit löste sich neues Mauerwerk ab.

     Unten stieg das Wasser. Langsam freilich, aber stetig, Zoll für Zoll rückte die Fluth dem letzten Asyl näher. Wo vorhin der nördliche Giebel gestanden hatte, sah man beinahe in der ganzen Breite auf den sich aufklärenden Sternenhimmel.

     Wie lange konnten die übrig gebliebenen Mauern noch widerstehen? Würde das Dach, nicht seiner Stützen beraubt, einstürzen und Alle unter seinen Trümmern begraben? Diese Gedanken legte sich Bergdorf wohl hundert Mal vor, während die Zeit in mitleidsloser Langsamkeit verstrich. Gesprochen wurde fast gar nicht. Jeder hatte genug mit sich zu thun. Wer hatte hier nicht einen lieben Angehörigen auf dieser Welt zurückzulassen? Gab es einen, der nicht selbst am Leben hing?

     Draußen heulte der Wind. Beängstigend begannen die Dachsparren zu knarren. Fester umschloß Frau von Bergdorf ihren Gatten und den Knaben. Schreckliche Qualen! Da öffnete sich der Mund des Pfarrers zu einer Freudenbotschaft; „Es ist fünf Uhr, der Morgenwind setzt ein.“

     Ja, sie hatten diese entsetzlichste aller Nächte beinahe überstanden. Es begann zu tagen. Graues Dämmerlicht trat an die Stelle der verlöschenden Lampe. Neuer Lebensmuth erfüllte die Seelen.

     Bergdorf erhob sich und befahl dem Diener, den First des Daches zu erklettern. Alle Viertelstunde sollte ein anderer der Männer die Warte beziehen und nach Hilfe ausspähen.

     Gott hatte indessen genug der Prüfung über die Versammelten verhängt. Kaum hatte der Diener seinen schwanken Sitz oben auf dem Dachfirst erreicht, so erscholl ein lauter Jubelruf aus seinem Munde, und gleich darauf rief er den vor Kälte halb Erstarrten die freudige Botschaft zu: „Ein von Soldaten gerudertes Boot befinde sich keine hundert Schritt mehr vom Hause!“

     Während der Hauptmann, nicht achtend des fußhohen Wassers, ohne Weiteres in den ersten Stock hinabstürzte und von dem südlichen Flurfenster aus seine Stimme nach Hilfe erschallen ließ, fiel man sich oben in die Arme und jubelte in schnell belebter Hoffnung. Sie wußten nicht einmal, wie groß die Gefahr gewesen, daß ihnen das einzige Boot verloren gegangen war, daß Herr von Soltau nach menschlichen Ermessen ums Leben gekommen sei; dennoch erfaßte sie Alle in wahrer Freudentaumel. Und denke man sich Herrn von Bergdorf, der mit dem Gewicht einer ungleich größeren Sorge auf dem Herzen nach den Ruderschlägen lauschte. Auch er würde gejubelt haben, aber Erna, – seine Lieblingschwester – mußte die Rettung aus dieser Gefahr für sie nicht zu einem noch grausameren Erwachen werden? Dennoch