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Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Oculiren kann man auf’s schlafende Auge, was man will, von der Mitte dieses Monats an bis in die Mitte des künftigen. Bei den aufs treibende Auge oculirten Stämmen sieht man nach, ob sie treiben und lüftet die Bänder.

PaGemüsegarten. Anfangs noch zu säen: Herbstkarotten, Rüben, Winterrettig, Herbstspinat. Gepflanzt kann werden: brauner Kohl auf leere Erbsenfelder, Winterendivien, Kohlrüben, Blumenkohl, Wirsingsalat. Aufzunehmen sind: Zwiebelgewächse, wenn ihre Schoten umfallen. Majoran und Thymian wird geschnitten.

PaBlumengarten. Man trachte reisen Aurikel- und Primelsamen einzusammeln, wenn sich die Kapseln zu öffnen beginnen. Man muß Narcissen, Feder-, Trauben-, Muskat- und Waldhyazinthen, Tazetten, Jonquillen und frühe Schwertlilien alle 3 Jahre umlegen.




     – Immer höflich. Chef (auf einen Handlungsreisenden zeigend, zum Hausknecht): „Johann, geleiten Sie den Herrn mal herab, aber sehen Sie zu, daß kein Treppengeländer dabei beschädigt wird!“

     – Unbeabsichtigte Kritik. Bei der sehr langweiligen und ausgedehnten Festrede des Professors Quatzler will sich ein Gast entfernen und bittet den Portier, ihm die Thür zu öffnen. – Portier: „Nee, det jeht nich; wenn ick Ihnen öffne, woll’n se gleich Alle ’naus!“

     – Der Bessere Theil. „Aber lieber Freund, bei dem Wetter willst Du doch nicht gehen? Komm, iß mit uns, und dann spielt Antonie etwas Klavier, – „Aber nein, Kinder, laßt nur, so schlecht ist das Wetter doch nicht!“

     – Verlockend. Madame: „Warum wurden Sie aus Ihrer vorigen Stellung entlassen?“ – Stellesuchendes Dienstmädchen: „Weil ich einigemale vergessen hatte, die Kinder zu baden!“ – Kinder: „Ach, Mama, die nimm!“




     „Es ist leider kein Zweifel möglich, Herr Walther.“      „Auch der Inhalt stimmt,“ bemerkte der Beamte, der das Päckchen inzwischen geöffnet hatte. „Es sind 10000 Mark darin. Es bleibt mir hiernach nichts anderes übrig, als Sie, Herr Jansen, wegen dringenden Verdachtes des Diebstahls zu verhaften.“

     Ein erschütternder Schrei kam von den Lippen der jungen Frau, die ohnmächtig in den Armen ihres Gatten zusammenbrach.


     Die Kunde von der Verhaftung Philipp Jansen’s ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Der junge Kaufmann hatte viele Freunde und es war keiner unter ihnen, der ihn eines solchen Verbrechens für fähig gehalten hätte. Aber es war ja kaum ein Zweifel möglich; wohl kam dem Einen oder dem Andern der Gedanke an die Wahrheit, doch da nicht der geringste Anhalt dafür vorhanden war, so hütete sich jeder wohl, den Verdacht auszusprechen. Vergeblich waren alle Bemühungen der Freunde Jansen’s, diesen von dem furchtbaren Verdachte zu befreien; der Beweis seiner Schuld war zu klar. Die Vertheidigung konnte nichts anderes, als den makellosen Charakter des Schuldigen in die Waagschale legen und das war dein einen schweren Schuldbeweise gegenüber zu wenig. So konnte es nicht ausbleiben, daß Philipp Jansen zu langer Gefängnisstrafe verurtheilt wurde. Zwei Monate nach jenem glücklichen Weihnachtsabend[WS 1] verschwand er hinter den Mauern des Gefängnisses, um dort eine Schuld zu büßen, die zu begehen vielleicht Niemand unfähiger war, als er.


     Vier Jahre sind vergangen, wieder ist der Winter gekommen mit seinen dunklen Abenden und seinem kalten, häßlichen Wetter, der Schrecken der armen Leute, die kein warmes, freundliches Heim ihr Eigen nennen, sondern nur gar zu oft Hunger und Frost erdulden müssen.

     In einem ärmlichen Vororte derselben Stadt, in dem der erste Theil dieser Geschichte sich abgespielt hat, wohnte in einem elenden Zimmer, das nur die allerdürftigste Ausstattung hatte, Frau Anni Jansen; nicht allein, sondern mit ihrem Töchterchen, das wenige Monate nach jenem Unglückstage, der ihr den Gatten entriß, geboren war. Was hatte die arme kleine Frau in diesen vier Jahren alles durchmachen müssen! Eltern oder wohlhabende Verwandte, die ihr hätten helfen können, besaß sie nicht, und die Verwandten ihres Mannes hatten sich entrüstet abgewandt von der Frau des Mannes, der nur Schande über die Familie gebracht hatte. Doch Anni Jansen war an Arbeit gewöhnt und sie hatte mit doppelter Energie gearbeitet, da sie nicht nur für sich, sondern auch für ihr Kind zu sorgen hatte. Oft war es ein harter, bitterer Kampf gewesen, oft war sie nahe daran gewesen, zu verzweifeln, aber immer, wenn die Noth am größten war, kam eine unerwartete Hilfe und erfüllte sie mit neuem Lebensmuth. Doch zu der Zeit, wo dieser zweite Theil unserer Geschichte beginnt, sah es gar traurig aus. Die unglückliche junge Frau saß mit ihrem Töchterchen in ihrem ärmlichen Zimmer, das von keinem andern Licht erhellt war,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Weinachtsabend