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Garten-Kalender.

[Ξ]      Obstgarten. Wer Bäume versetzen will, verschiebe es jetzt nicht mehr; man fahre fort die Bäume zu beschneiden. Um Baumschulen anzulegen, ist es jetzt die beste Zeit, wilde Stämmchen einzusetzen.

     Gemüsegarten. Man muß das Allernothwendigste zu bestellen anfangen, wenn es die Witterung erlaubt und die Erde nicht mehr schwierig ist. Zu pflanzen sind: Erbsen und Gartenbohnen. Zu säen: Spinat, Körbel, Petersilie, Zuckerwurzeln, Pastinak, Möhren, Schnittkohl, Salat, Sellerie, englischer Spinat.

     Blumengarten. Die hervortreibenden Hyacinthen, Tazetten und Jonquillen etc. werden des Nachts mit Blumentöpfen zum Schutz gegen den Frost bedeckt, und, wenn sie mit Moos etc. belegt sind, dieses weggeschafft.




Sturmruf.
Von Walter Flex.

Die Zeit der blutgetränkten Tage
Ist da!
Nun schweigt von Tod und Totenklage!
Der Tag will nur ein Wort: Hurra!
Die Herzen zusammengeriffen,
Die Zähne zusammengebissen
Und vorwärts und hurra!
Die Zeit der tränenfeuchten Nächte
Ist da!
Weh dem, der nachts nicht Opfer brächte!
Der Tag wil nur ein Wort: Hurra!
Die Herzen zusammengerissen,
Die Zähne zusammengebissen
Und vorwärts und Hurra!
Die Zeit der Not in allen Landen
Ist da!
Durch Glockenschwall Gebete branden,
Doch jedes Amen wird Hurra!
Die Herzen zusammengerissen,
Die Zähne zusammengebissen
Und vorwärts und hurra!




     Die Ursache dieses Krieges? – Ist ganz gleichgültig, ist längst begraben! – Hast du ein Weib, ein Kind, ein Nest? Ein Vaterland und eine Zunge? Brennt deutsches Leben in Dir? – Darum kämpfst du jetzt. Um nichts andres.


     Was werden wird, ist dunkel; wie die Welt sich wieder gestalten wird, ist verborgen; aber das Alte ist vergangen und etwas Neues muß werden. Was geschehen muß, ist hell; was wir tun müssen ist keinem verborgen: Wir müssen das Rechte und das Redliche tun. Ernst Morit Arndt vor 1813.




auch ohne Waffen – nach Zehntausenden. Nicht zum Selbstruhm soll das gesagt sein, sondern in Demut und tiefer Freude. Denn für jeden von uns bedeutet es höchste Verpflichtung, zu einem solchen Volke zu gehören.

     Und hier liegt die eine der großen Richtlinien, die leuchtend in die Zukunft hineinweisen. Wir wollen nicht in den Fehler verfallen, kritiklos zu vergolden. Auch in der Zukunft, und nach dem Schrecken dieses Krieges doppelt und dreifach, wird der große Friedenskampf des Guten gegen das Schlechte weitergekämpft werden müssen, viel wird zu bessern und wieder aufzubauen, Schweres und Großes an Kulturarbeit zu leisten sein. Aber es ist kein Kampf auf verlorenem Posten mehr. Alles Zweifeln und Verzweifeln an unseres Volkes Zukunft ist von dem großen Sturme weggefegt, wie welke Blätter, an deren Statt ein neuer voller Frühling aus der Knospe brechen wird. Und Stolz und tiefes Glück wird es von nun an sein, mitschaffen zu dürfen an der Kulturarbeit dieses starken und großen Volkes, die sich – wir wissen es heute aus eigenstem Erleben! – die höchsten Ziele stellen darf!

     Und hier rühren wir an dem zweiten Punkt, von dem aus ein weiter heller Schein in die Zukunft fällt, an das andere große Erlebnis dieser Sturmzeit, das mit dem ersten nah verbunden und fast eines ist – das Erlebnis: Gott. Freilich läßt sich daran, wie an alles Heiligste, nur mit ehrfürchtig tastenden Worten rühren. Aber es sind Worte, die tot waren und jetzt neugeboren sind, Worte, die für jeden von uns neuen Inhalt und neue Kraft gewonnen haben.

     Von je sind wir Deutsden ein Volk der Gottsucher gewesen, die ihren Gott nicht nur blind glauben und verehren, sondern ihn erleben wollten. Und seit Meister Eckharts und Luthers Tagen haben ihn viele unserer tiefsten und edelsten Geister auf neuen eigenen Wegen gesucht, wenn sie ihn auf dem vorgezeichneten nicht fanden. Und unter uns war in den letzten Jahrzehnten – als Reaktion gegen den anschwellenden Materialismus – viel heißes und ehrliches Gottsuchen wach geworden! Denn wer seinem Leben höchsten Inhalt und höchste Ziele zu geben ringt, der ist ein Gottsucher, mag er sein Heiligstes nun mit Gottes Namen nennen oder nicht. Aber die Wege der Suchenden waren viele und verworren. Und immer mehr wuchs die Zahl derer, die um der Wahrhaftigkeit willen auch das Wort Gott aus ihrem inneren Leben strichen, weil sie ihn nicht mehr erlebten.

     In der Not den lange vergessenen Gott als Helfer rufen, heißt noch nicht ihn erleben. Es sind heute wohl viele Lippen, die in heißer Angst um ein teures Leben, im Feuer der heiligen Vaterlandsnot das „Herr hilf!“ wieder beten gelernt haben, die das lange vergessene „Nun danket alle Gott“ in die Siegesglocken hereinsangen. Es ist gut und recht, daß es so ist. Åber wir wissen, daß es auch unter unseren Feinden, diesen verhetzten, getäuschten, mißleiteten Völkern, rechtliche und gute Menschen gibt, die an die Gerechtigkeit ihrer eigenen Sache glauben und den Sieg auf sie herunterbeten, ebenso heiß wie wir auf unseren Fahnen. Gott erleben nur in Sieg und Waffenglück, heißt ihn nur äußerlich erleben und ihn beim ersten Glückswechsel wieder verlieren.

     Wir haben in diesen großen Schicksalswochen Gott tiefer erlebt – ihn so erlebt wie die Gottsucher aller Zeiten ihn zu


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1915. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1915, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1915_008.png&oldid=- (Version vom 22.5.2019)