Seite:Harz-Berg-Kalender 1916 049.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


Oktober 1915.

1. Im September 95000 Russen gefangen.

4. Rußlands Ultimatum an Bulgarien.

6. Im Westen verloren wir im September 7, die Feinde 30 Flugzeuge.

7. Drina, Save und Donau von den Deutschen und Österreichern überschritten.

10. Ganz Belgrad in unserer Hand.

12. Semendria erobert; die Bulgaren fallen in Serbien ein.

17. Es wird bekannt, daß die feindliche Offensive im Westen Ende September mit etwa 50 Armeekorps und 5000 Geschützen unternommen wurde.

28. Pirot genommen.

November 1915.

1. Im Oktober 41000 Russen gefangen.

6. Nisch besetzt.

21. Novibazar besetzt.

24. Pristina besetzt.





Der Krieg und die Kinder.


     Schon in Friedenszeiten hat man oft seine Freude an dem echt deutschen Geist, der unsere Jugend bewegt, wenn sie sich mit Eifer dem Soldaten- und Kriegsspiel hingibt. So ist es nur zu begreiflich, daß sich heute das Weltgeschichtliche Ringen in diesen Spielen widerspiegelt, wie der Krieg überhaupt die ganze Seele des Kindes erfüllt. Ein hübsches Zeugnis für die Teilnahme unserer Jungen und Mädchen an dem Weltkrieg bietet ein (im Verlag von Georg Müller-München) soeben erschienenes Buch „Die Kinder und der Krieg“, das die kleinen Leute als deutsche Kinder, ale Helden und als mitempfindende Teilnehmer an den kriegerischen Ereignissen zeigt. Hier einige Proben:

Das Erkennungszeichen.

     Der kleine Klaus spielt mit seinen Bleisoldaten. Nach einiger Zeit nimmt er einen davon und versucht, ihm ein paar vom eigenen Köpfchen geschnittenen Blondhaare ins Gesicht zu kleben. Es ist ein mühevolles Beginnen. Der Vater sieht eine Weile der emsigen Beschäftigung seines Stammhalters zu und sagt dann: „Na, Junge, Du willst den Soldaten wohl einen Schnurrbart wachsen lassen?“ – „Ja,“ sagt Klaus, „wir wollen jetzt einen großen Sieg machen, und dazu müssen wir einen Hindenburg haben. Und den erkennt man doch bloß an seinem großen Schnurrbart“.

Sie stillt die Soldaten.

     Hänschen weiß, daß seine Mutter dem kleinen Schwesterchen Milch zu trinken gab, und daß man das „stillen“ nennt. Jetzt ist die Mutter damit beschäftigt, die durchziehenden Truppen auf dem Bahnhof mit Kaffee, Milch und dergleichen Erfrischungen zu versorgen. Eine Tages fragt ihn eine Bekannte auf der Straße: „Na Hänschen was macht denn Deine Mama?“ – „Die stillt Soldaten!“ entgegnete Hänschen stolz.

Kriegsuntauglich.

     Das vierjährige Lieschen stellt alle ihre Puppen in Reih und Glied, weil sie „in den Krieg marschieren sollen.“ Endlich holt sie auch noch die ganz alte, kaputte Puppe Anni herbei. Die Mutter meint dazu: „Die Anni laß nur zu Hause, Lieschen! Die hat ja sogar schon ihre Haare verloren. Da ist sie doch kriegsuntauglich und kann nicht mehr hinausziehen“. – „Aber Mutter“ ereiferte sich das kleine Schlaumeierchen, „Vater und Onkel Franz haben doch auch gar keine Haare mehr auf ihrem Kopf und sind mit im Krieg.“

Der Landsturm.

     Die kleine Aenne strickt eifrig an etwas „Wolligem.“ Auf die Frage, was es werden soll, sagt fie: „Strümpfe!“ – „Für wen denn?“ – „Für die Soldaten, damit sie nicht frieren, wenn der Landsturm fommt!“

Berliner Kinder.

     Ein kleines Mädchen sieht, wie requirierte Pferde zum Bahnhof getrieben werden, und es sagt zu seinem etwas größeren Bruder: „Ach, könnt ick doch ooch ’n Pferd sind! Denn könnt ick doch mit in ’n Kriech zu Vatern“. Der größere Bruder verächtlich: „So’ne Kuh wie Du will’n Pferd sind. Eene Jans biste!“

Ein Beispiel.

     Auf der Plattform der Straßenbahn erzählt ein feldmarschmäßig ausgerüsteter Soldat einem Fahrgast folgendes: „Läuft da bei meinem Gang durch die Stadt ein arm aussehendes, vielleicht acht bis neun Jahre altes Kind hinter mir drein und sagt treuherzig: „Du, Soldat, i hab’ fei auch was für Euch g’spart – da –“ und hält mir freudestrahlend eine Hand vol Kupfer hin. Vierunddreißig Pfennige. Auf meine Frage: „Wo gehörst denn Du hin?“ führt mich das Kind zur elterlichen Wohnung. Und wie sah es dort aus! Armut, Elend, Mangel am Nötigsten!“