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Garten-Kalender.

[Ξ] Obstgarten. Größere Bäume mit den gefrorenen und deshalb vor dem Froste rund um die Wurzel aufzugrabenden Erdballen zu versetzen. – Baumpfähle zu richten und unten, soweit sie in die Erde kommen, abbrennen. – Raupennester von den Bäumen fleißig absuchen und außerhalb des Gartens verbrennen. – Man schneide bei schöner, windstiller Witterung die Zweige der Bäume, die allzu dicht stehen, weg, wodurch das Obst künftig an Größe und Geschmack sehr verbessert wird.

Gemüsegarten. Gegen zunehmende Kälte schütze man Artischoken, Sellerie und dergleichen mit leichtem Dünger oder Laub. – Wenn der Spargelsamen nicht vor Winter in den Herbstmonaten gelegt worden, so ist es jetzt die höchste Zeit dazu.

Blumengarten. Man kann Aurikeln und Primeln in Kästen und auf fein gehacktes Moos säen, die Töpfe mit Blumenzwiebeln zum Treiben in ein sonniges Zimmer nahe an’s Fenster stellen.




Ein Neujahrswunsch Ludwig Uhlands vor 100 Jahren.


Wer redlich hält zu seinem Volke,
Der wünsch’ ihm ein gesegnet Jahr!
Vor Mißwachs, Frost und Hagelwolke
Behüt’ uns aller Engel Schar!
Und mit dem bang' ersehnten Korne
Und mit dem lang’ entbehrten Wein
Bring' uns dies Jahr in seinem Horne
Das alte gute Recht herein!

Man kann in Wünschen sich vergessen,
Man wünschet leicht zum Überfluß,
Wir aber wünschen nicht vermessen.
Wir wünschen, was man wünschen muß;
Denn soll der Mensch im Leibe leben,
So brauchet er sein täglich Brot,
Und soll er sich zum Geist erheben,
So ist ihm seine Freiheit not.




Kriegs-Gedanken.

     Das neue Jahr hat kalte harte Augen,
Hart wie das Schicksal, und das Schicksal spricht:
Lebe denen, die zum Leben taugen,
Für den Schwächling wächst das Leben nicht.


     Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr.

Schiller, Wilhelm Tell.





Opfer der Freundschaft.
Erzählung von R. Spangenberg.
(Nachdruck verboten.)


... „Hoho, du stolzes Mädel,
Bist nicht für mich zu Haus? –
Du darfst mirs sicher glauben:
Ich mag mir gar nichts draus!
Tralala, tralala, tralala!“ . . .


Eine jugendlich zierliche Mädchengestalt ists, welche dieses Lied mit selten froher Stimme in den schönen Tag hineinsingt. – Man siehts den lachenden Blauaugen, die mit solch ungetrübter Freude in die Welt blicken, an, daß dieses Menschenkind vom Leben noch so viel Schönes erwartet und die Zukunft ihm in den rosigsten Farben vor Augen steht! –

Anders die zweite Gestalt, die am Klavier sitzend, das junge Mädchen begleitet hatte, nun aber nach Beendigung des schlichten Liedes die schmalen, wohlgepflegten Hände lässig im Schoße ruhen läßt.

Dabei schweifen ihre Blicke seltsam ernst und träumend in die Ferne, um dann wieder zu unserer kleinen Sängerin hinüberzugleiten und dort mit liebevollem zärtlichen Blick haften zu bleiben.

Zwei Freundinnen sinds; diese – eine zierliche kleine Blondine mit stets heiterem Wesen, jene eine schlanke stolze Erscheinung, deren aristokratisches ernstes Gesicht von dichtem kastanienbraunen Haar umrahmt ist.

Vor einigen Jahren erst hatten sich die beiden jungen Mädchen kennen gelernt und nun verbindet sie – die so verschieden an Aussehen und Charakter – die herzlichste Freundschaft und beide hängen voll zärtlicher Liebe aneinander.

Martha v. Borgstedt – so lautet der Name der Älteren – ist Halbwaise und lebt mit ihrer Mutter still und zurückgezogen auf einem herrlichen Gut, welches der schon seit Jahren verstorbene Gutsbesiber v. Borgstedt seiner Gattin und einzigen Tochter hinterließ. Die Leitung des großen unfangreichen Besiztums liegt in den Händen eines alten erfahrenen Inspektors, der ganz das Interesse seiner Herrschaft wahrnimmt und im Dienste derselben ergraut ist. – Die Verhältnisse, in denen die beiden Damen leben, sind wohlgeordnete, man könnte sagen glänzende, und nichts fehlt ihnen zur Befriedigung ihrer Wünsche. – Gegenwärtig herrscht frohes Leben auf dem sonst so stillen Gute. Marthas beste Freundin – Elli Werder – unsere fröhliche Sängerin – weilt schon seit 14 Tagen auf Besuch; sie denkt auch vorläufig gar nicht an eine Rückkehr nach Hause, es gefällt ihr gar zu gut hier! Kein größeres Vergnügen kennt sie, als froh und frei in dem schönen großen Park, der sich gleich hinten an das Herrschaftshaus anschließt, herumzustreifen oder eine Gondelfahrt auf dem zum Gut gehörigen kleinen Waldsee zu unternehmen. Lord, ein Bernhardinerhund edelster Rasse, sonst der treue Begleiter Marthas, hat nun Elli vollständig in Beschlag genommen und beide sind unzertrennliche Gefährten geworden. – Martha freut sich herzlich der Gegenwart Ellis, ihres kleinen Lieblings, wenn sie auch oft nicht an dem übermütigen lauten