Seite:Harz-Berg-Kalender 1919 010.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Vor allen Dingen muß noch das Propfen und Oculiren vollendet werden. Die vom Frost beschädigten Bäume müssen sorgfältig gewartet werden. Findet man Krebs, Brand, die Rinde, so muß man alle zweckdienlichen Mittel dagegen anwenden. Die im vorigen Jahre auf’s schlafende Auge oculirten Stämme werden, sobald sie ein wenig getrieben haben, über den Augen abgeschnitten.

PaGemüsegarten. Von Pastinaken, Mohrrüben, Petersilie, Hafer- und Zichorienwurzeln und Zipollen wird die Hauptsaat gemacht; desgleichen von Thymian, Steckrüben, Mairüben, rothen Rüben, Porree, Kresse; gegen Ende dieses Monats kann nun die Hauptaussaat für den Herbst- u. Wintergebrauch auch gemacht und Erbsen, die schon aufgelaufen sind, behackt und gestiefelt werden. Mit der Hauptsaat der Kartoffeln beginne man. Verpflanzt werden: Kopfsalat, Sommer-Endivien, Kohlpflanzen.

PaBlumengarten. Bei Aurikeln und Nelken werden die verdorbenen gelben, rostigen Blätter abgesondert und abgeschnitten. Jetzt ist es Zeit, Stecklinge von Rosmarin, Goldlack etc. in eine gute schattige Erde zu pflanzen.




Er ist’s.


Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.

5
Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!




Osterklänge.


Zu Ostern hebt sich ein Singen an
Der jubelnden Vögel im Busch und Tann.
Wo alles sich freut, was trauerst du? –
Es rufen die Osterklänge dir zu:

5
     „Herz, singe auch du!“ –

Welch Leuchten und Blühen zur Osterzeit!
Die Hoffnung schreitet im grünen Kleid
Und weckt die Blüten aus Nacht und Ruh.
Es rufen die Osterklänge dir zu:

10
     „Herz, hoffe auch du!“ –

Hell klingen die Glocken in Frühlingslanden
Mit jubelndem Ruf: „Christ ist erstanden!“ –
Wo alles frohlockt, was trauerst du? –
Es rufen die Osterklänge dir zu:

15
     „Herz, hoffe auch du!“ –
W.-W. Ulmenried-Naujeck.




     Wer zwei Röcke hat, gebe einen dem, der keinen hat.

Christus.




auf ihrem Lager und allerhand Gedanken gingen ihr durch den Sinn. Heute mittag war sie noch in so froher Stimmung gewesen, nun schien auf einmal alle Freude von ihr gewichen. – Durch Ellis unbedachte Frage war sie auf einmal zum vollen Bewußtsein ihrer Liebe gekommen – ihrer Liebe zu Gerhardt. –

     Seit ihrer Kindheit hatte sie den um wenige Jahre älteren Spielkameraden gern gehabt; als Sohn des benachbarten[1] Rittergutsbesitzers waren sie immer viel zusammen gewesen. Später war er in die Residenz gekommen; als flotten Studenten sah sie ihn wieder. Dann hatte sie ihn lange Zeit nicht mehr gesehen, nur öfters durch seine Eltern, die stolz auf ihren begabten Sohn waren, Nachricht über ihn erhalten.

     Gerhardts Wunsch war es immer gewesen, Seeoffizier zu werden, und da seine Eltern sehr reich – sie lebten schon seit 2 Jahren in der nahen Hauptstadt – so gaben sie gern dem Wunsch ihres einzigen Sohnes nach. Jetzt hatte er schon seine zweite Seereise gemacht und als sie – Martha – ihn vor 3 Jahren als flotten Leutnant wiedersah, da war ihre Freude groß gewesen und seitdem trug sie mit stiller Treue sein Bild in ihrem Herzen. –

     Dann waren wieder 3 Jahre vorübergerauscht und nun sollte sie ihn in wenigen Tagen wiedersehen!

     Ihr Herz schlug rascher angesichts dieser freudigen Erwartung – ach sie knüpfte ja die schönsten Hoffnungen an seine Rückkehr. – – Was sie sich bis dahin nicht eingestehen wollte, heute war ihrs zur Gewißheit geworden: ja, sie liebte den Jugendgespielen mit der ganzen Kraft ihres jungfräulichen Herzens! – Ob er ahnte, wie ihn dieses reine Mädchenherz entgegenschlug?

     Lange noch lag Martha wach – bis sie endlich der Traumgott zu sanftem Schlummer führte; er mochte ihr wohl süße Zukunftsbilder vor Augen zaubern, denn ein seliges Lächeln lag nun auf dem holden Antlitz. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

     Acht Tage waren vergangen. Heute soll Gerhardt auf Gut Borgstedt eintreffen und alles ist zum festlichen Empfang des Gastes bereit.

     Für Martha waren es Tage schönster Hoffnung und Vorfreude und sie hatte das bange Gefühl gänzlich niedergedrückt in stetem Denken an den Geliebten und an das Wiedersehen mit ihm. Elli sah voller Neugier dem Kommen des „Seebären“, wie sie sich in ihrem tollen Übermut lachend ausdrückte, entgegen und heute gar schien sie ganz außer Rand und Band geraten! Fortwährend lief sie bis zur kleinen Anhöhe im Park hinauf, von der man den zur Bahnstation führenden Weg übersehen konnte, ob „er“ noch nicht käme! – Auch Frau v. Borgstedt horchte voll froher Erwartung auf das Rollen des Wagens, der Gerhardt von der Bahn bringen sollte; freute sie sich doch auch herzlich auf den Besuch ihres Neffen! Sie hatte ihn immer gern gehabt, den klugen flotten „Jungen“ und im stillen wünschte sie sehnlichst eine Verbindung ihrer geliebten einzigen Tochter mit dem hübschen, reichen Seeoffizier! – – –

     Während so jede der Damen in Gedanken mit Gerhardt beschäftigt war, fuhr dieser inzwischen seelenvergnügt in einem leichten eleganten Jagdwagen auf der nach dem Gute führenden Straße dahin, deren Bäume jetzt im vollen Herbstschmuck prangten. Martha


  1. original: bnachbaren.