Seite:Harz-Berg-Kalender 1919 014.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Das Oculiren auf’s treibende Auge kann 8 bis 10 Tage vor, auch um Johanni vorgenommen werden, je nachdem die Witterung ist. Die Kopulierbänder werden weiter gelüftet.

PaGemüsegarten. Zu säen: Salat, Körbel, Thymian, Majoran, Blumenkohl, Wirsing, Radise. Gegen Ende des Monats noch: Petersilie, Winterrettige, Winterendivien und Carotten. Noch können gelegt werden bis in die Mitte dieses Monats: Späterbsen, Vietsbohnen, Gurken. Zu verpflanzen sind Porree, Kohlrabi, unter und über der Erde, Steckrüben, Petersilienwurzeln, rothe Rüben, Blumenkohl. Der Spargel wird nach Johannis nicht mehr gestochen.

PaBlumengarten. Garten, Feder- und Chinesernelken, Nachtviolen, Winterlevkoyen, Aquilejen, Goldlack etc. werden jetzt verpflanzt. Man vermehre viola maternalis durch abgeschnittene Zweige. Die erhaltenen Stopfer werden bei einem Knoten etwas schräg zugeschnitten und 1 oder 2 Zoll tief in die Erde gesteckt.




     Was ein weiblich Herz erfreue
In der klein und großen Welt?
Ganz gewiß ist es das Neue,
Dessen Blüte stets gefällt;
Doch viel werter ist die Treue
Die auch in der Früchte Zeit
Noch mit Blüten uns erfreut. –

Goethe.




     Ist auch Dein Kreis unscheinbar eng und klein
Erfülle ihn mit Deinem ganzen Wesen!
Bestrebe Dich ein guter Mensch zu sein!
Gelingt Dir Dies, so bist Du auserlesen.
Auf Größe muß der Mensch zumeist verzichten
Die Güte aber ist der Kern der Pflichten.

Homer.




Heldentod.

     Das ist der schönste Tod auf Erden:
Vom Feld der Schlacht ins Grab hinein!
Und sollt’ ich einst begraben werden,
So möcht’ ich wohl bestattet sein.

     Und lieg’ ich wo auf fremden Auen,
Und schlägt mich einst die Kugel tot,
Begrabt mich früh beim Morgengrauen,
Legt mich hinein ins Morgenrot.

     Grabt mir mein Grab auf trauter Stätte,
Und wo der Tag im Osten glüht,
Legt mir mein müdes Haupt zu Bette
Und singt mir leis mein Sterbelied.

     Wenn dann die Sturmfanfaren werben,
Dann weckt mich wieder auf vom Schlaf;
Wie früher, noch einmal zu sterben,
Wie einst – da mich die Kugel traf!

Jos. Rust.




     Unter heiterem Geplauder war die kleine Gesellschaft nach oben gelangt und nun befand sich Gerhardt allein in seinem traulich eingerichteten Fremdenzimmer, das einen weiten Ausblick hinunter auf den Park gewährte. Ein herrlicher Rosenstrauß – Erzeugnis des Gutsgewächshauses – prangte auf dem Tisch und erfüllte das ganze Zimmer mit seinem herrlichen Duft. – – –

     Nachdem unser Gast ein wenig Toilette gemacht und seine Uniform mit einer bequemen Litewka vertauscht hatte, begab er sich hinunter ins Speisezimmer, wo er die Damen bereits seiner harrend anwesend fand.

     „So, nun hätten wir's uns etwas bequem gemacht, Tantchen! Ich bringe aber einen Riesenhunger mit; Deinem Mahl werde ich schon die nötige Ehre erweisen!“ meinte Gerhardt fröhlich lachend.

     „Das soll mich umsomehr freuen, mein lieber Gerhardt! Gehe Du nur mit gutem Beispiel voran – wir holden Weiblichkeiten werden Dir folgen!“ erwiderte Frau v. Borgstedt mit gleicher Fröhlichkeit und damit begab man sich zu Tisch.

     Die Mahlzeit verlief in angeregtem Gespräche, wozu natürlich unser Gast den größten Teil beitrug; wußte er doch so lebhaft und fesselnd von seiner Fahrt und seinem Aufenthalt in den fernen Ländern jenseits des Ozeans zu erzählen, daß man nur zu gern seinen interessanten Schilderungen lauschte.

     Mit Stolz und reiner Freude blickte Martha auf ihren Geliebten; sie vergaß ganz ihre andere Umgebung, hatte nur Augen und Ohren für ihn! –

     Elli war – wie sie im Stillen meinte – einfach „futsch und weg“; der Seebär, der aber gar nichts von einem Bären an sich hatte, gefiel ihr ganz vortrefflich und oft erklang ihr silberhelles, übermütiges Lachen, wenn Gerhardt manch lustiges Erlebnis zum Besten gab! – – –

     Nachmittags unternahm man einen gemeinsamen Spaziergang durch den Park, eine Gondelfahrt beschloß den kleinen Ausflug. –

     Abends finden wir unser „Vierklee“ wieder im Wohnzimmer versammelt, wohin man sich nach eingenommener Abendmahlzeit noch zu einem gemütlichen Plauderstündchen begeben hatte. Frage und Antwort, Scherz und Wir flogen hin und her, bis sich endlich Frau v. Borgstedt erhob und man unter allseitig fröhlichem Gute Nacht“ zur Ruhe ging.

     So endete der erste so sehnlichst erwartete Besuchstag auf Gut Borgstedt.

     Vier Wochen waren seitdem verstrichen; – Tage frohen ungebundenen Lebens auf Borgstedt und nun sollte es bald wieder stiller werden, denn in vierzehn Tagen ging Gerhardts Urlaub zu Ende – dann hieß es wieder „scheiden!“ Gerhardt steht am Fenster seines Zimmers und ein tiefer Seufzer entringt sich seiner Brust. Heute blickt sein Auge ernster als sonst – – was mag den verwöhnten Gast des Hauses so ernsthaft stimmen?

     Öfters fährt seine Hand über die Stirn, als wollte er dort trübe Gedanken verscheuchen. Sinnend lehnt er am offenen Fenster, die kühle Morgenluft tut ihm wohl, und nun steigt die ganze jüngst verlebte Zeit vor seinem Geiste auf und mit ihr ein liebes, süßes Bild, das er im Wachen und Träumen vor sich sieht – immer – immer. – – –