Seite:Harz-Berg-Kalender 1920 039.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


Johannistagslieder.
Tripp, trapp , Käsenapp,
Morgen ist Johannistag!


     So, Jungens und Mädels vom Oberharz: Jetzt setzt euch mal ran und lernt eure Johannistagslieder mal wieder über! Vieles habt ihr vergessen, schämt euch! Und manches singt ihr falsch und schlecht. Darum guckt euch die Lieder an, damit ihr sie richtig und ordentlich könnt, wenn wieder Johannistag ist. Wer’s dann wohl am besten macht, und wer wohl den schönsten Baum hat?!


Wo treff’ ich meinen Schäfer an,
Wo werd’ ich ihn wohl finden,
Der mir mein Herz erleichtern kann?
Wohl unter einer Linden?
     Unter einem grünen Busche.
Da ich meinen Schäfer suche,
Unter einer Linden,
Da werd’ ich ihn schon finden.

O Schäfer (Schäferin), Sie bleib’n stille stehn,
Mich deucht, ich sollt’ Sie kennen,
Warum wollen Sie so von mir gehen
Und sich so von mir trennen?
     Ei so will ich mich zu Sie (!) wenden,
Fassen Sie an beiden Händen,
Und Sie werden desgleichen
Auch mir ein Küßlein[WS 1] reichen!

Wo treff’ ich meinen Schäfer an,
Wo werd’ ich ihn wohl finden?
Wohl unter einer grünen Tanne?
Wohl unter einer Linden?
     Unter einer grünen Buchen,
Da will ich meinen Schäfer suchen
Und mich mit ihm vergleichen
Und ihm ein Küßlein reichen.


Ich bin ein lustiger Weidemann,
Ich suche mir ein Revier.
Ein Hirschlein, das ich schießen kann,
Ein hübsches munteres Tier.

Es gibt der munteren Tiere so viel,
Der Jäger nimmt sich eines zum Ziel.
     Puff!
Der Schuß, der ist geschehen,
Man muß das Wild besehen.


Jagt mir doch das Hirschlein aus der Weide,
Du, nur bist meines Herzens Freude.
Wechselt mir die spanischen Pistolen,
Daß ich kann mein Späßlein wieder holen!
Ei, so komm doch her, mein Kind,
Weil ich dich jetzt wieder find’!
Treuer, treuer liebe mich,
Und vergiß das Küßlein nicht.


O Jammer, Jammer, höre zu,
Was ich dir sagen werde:
Ich hab’ verloren meinen Mann,
Macht auf, macht auf den Garten!

Ich will sehen, ob ich nicht
Ihn noch einmal wiederfinde.

Schau her, schau her. Hier ist mein Mann
Hier fall ich ihm zu Füßen.
Und der mich einst geliebt hat,
Den werd’ ich einstmals küssen.
Nun steh’ ich wieder auf zu dir
Und mache einen Diener für.


In dem schönen Rosengarten
Eine Dame zu erwarten,
Die mir schenket einen Kuß,
Die mir schenket einen Kuß.






Mitternacht.


Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand;
Ihr Auge sieht die goldne Wage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage,
Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtets nicht, sie ist es müd’:
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flücht’gen Stunden gleichgeschwungenes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Original: Küßlien.