Seite:Harz-Berg-Kalender 1921 022.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.

     Am anderen morgen übertrug St. Victor die weitere Untersuchung dem Magistrat, der auch umgehend den Scharfrichter von Osterode kommen lassen mußte. Schon waren auf dem Marktplatze mehrere Galgen aufgerichtet, als der General auf dem Rathause erschien, um sich nach dem Stande der Dinge zu erkundigen. Aus dem Protokoll, das ihm vorgelesen wurde, ging hervor, daß sich die vier Angeklagten an dem Raube beteiligt hatten. Zunächst befahl der General, von dem Protokoll drei Abschriften anfertigen zu lassen, eine für den Oberkommandanten der französischen Armee, den Herzog von Broglie, der damals sein Hauptquartier in Göttingen hatte, und je eine für den General Luckner und den Oberstleutnant Freytag, die als Befehlshaber der feindlichen Truppen in der Nähe standen. Letztere wurden ausßerdem ersucht, die wegen eines gemeinen Raubes flüchtig gewordenen Deserteure dem französischen Kommando in Clausthal wieder auszuliefern. Sodann verurteilte er die vier Schuldigen zum Tode und zwar sollten sie als gemeine Räuber und Diebe sofort am Galgen aufgeknüpft werden.

     Das schien selbst dem Hüttenwächter zu hart zu sein, und den vereinten Bitten des Magistrats und des Bestohlenen gelang es endlich, den General etwas milder zu stimmen. Doch einer, so meinte er, müsse sterben, die anderen sollten auf die Galeeren. Der Stadtschreiber mußte vier Zettel machen und einen mit dem Worte „la mort“ beschreiben. Wer diesen Zettel zöge, solle des Todes sein. Unter atemloser Spannung begann die Ziehung. Der erste zog einen weißen Zettel, sein Leben war gerettet; der zweite hatte dasselbe Glück, sein Blatt war weiß und leer. Da faßte der dritte zu und – starrte mit Entsetzen in das verhängnisvolle Wort „la mort“; er hatte das Todeslos gezogen. Bleich und zitternd taumelt er zurück und sinkt mit einem Schrei in die Knie. St. Victor aber hält ihm den Todeszettel vor die Augen und ruft: „Mort, Mort!“

     Eine Viertelstunde später hing der Unglückliche auf dem Marktplatze am Galgen, ein beredtes Zeugnis von der unerbittlichen Strenge, aber auch von der Gerechtigkeitsliebe dieses französischen Generals.


Halt de Ewerharzer Schprohch huch!
Von Hermann Ey †.

Unner Ewerharzer Landsmann Hermann Ey, – leider is har nu all ä paar Jahr tut, – hot als Buchdrucker gelarnt un sich sän Lahmlang ehrlich an Druckschtock dorchschlahn missen. Zuletzt is har an der Brschwg. Landeszeitung gewasen. Nahm seiner Arpt hot har sich als Schriftschteller betätigt un uns u. a. in zwä klänen Bichern seine „Erinnerunge aus alter Zeit“ hinnerloßen. Aus diesen Erinnerunge drucken mr hier zwä Schticker ob. War die Bicher noch net gelasen hot, kannse bän Pieper in Clasthol, wuse gedruckt sän, beziehn. Dr Ä-Harmann is ä Ewerharzer von echten Schrut un Korn gewasen, darsch Harz of dn rachten Flack gehatt un unnere Heimot geliebt und verschtanden hot. Wemmer seine Erinnerunge liest, schpiertmer dos of Schritt uno Triet. Wos su bän Lasen oder gans besundersch auffällt, is dos, doß unnere Alten meh Gemiet, Gemietlichkät un Humor besassen han wie mir. Dos war noch ä annerer Schlohk Menschen. Un net dar Schlachteste war unner lieber Landsmann Hermann Ey. Gott hohne selig.

     Wurim soll denn nu ähngtlich unnre Harzer Schprohch net wätterhin zu Racht beschtiehn känne, gerod wie su vielerlä annere Mundarten in unnern grußen Voterland beschtiehn? Epper weil se dan Än oder Annern zu hart klingt? weil se kä ö und kä ü aufweist? Es gieht ahch ohne die bäden Dinger. Oder weil su oft aus än st ä icht un aus än s ä sch, (Forschtborschenal) aus dn ei ä ä wird? Viellächt ahch, weil su mannicher harte Buschtab noch drzwischen gedrängelt is (Kanaringvugel)? Weil mannichmol aus dn o un ö ä e wärd (eb, eftertsch), aus dn au ä a (gena), aus dn u ö i (gedillig), aus dn e ä a (geschahn), aus dn a ä o (gerothen), aus dn eu ä ä (Gelächt) un aus dn o ä u (Vugel) wärd? Freilich, wollt’ ich wos of dr Schpitz treihm, so kännt’ ich ach Sätz schreihm, die net gefalln, wie zum Bäschpiel su „Nä, mit än Ä kann schwärlich ä Mädel an Äerkuhng backen; ä Ä oder zwä Äer meh gehören ähngtlich zu än änigermoßen guten Äerkuhng drzu.“ Do han mir in finnefunzwanzig Werter siemzen Mol ä Ä. Dos is net nethig un mogh meh ä Scherz sein. Sist ower is unner Dialekt kräftig un wullklinget, un daß ’r ä bissel singig is, dos schodt ne nischt. Ich wills net wätter schpinne, denn es is noch vielerlä, wos annerscht klingt wie in Huchdeitschen, ower ahm drim: es is ju ahch blus ä bestimmter Dialekt, dar sich innerhalm äner schtreng Grens helt un niemols sich wätter ausbrät’t. Dos gieht mit jeden annern ahmsu. Mir namme noch net ämol wos ahn aus dr nächsten Näh. Ä Clastholer Schlachter, bei dan äne Fra

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1921. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1921, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1921_022.png&oldid=- (Version vom 25.2.2020)