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1700 auf 1500 Tonnen und schwankte im 18. Jahrhundert in den Grenzen von 1000 und 2500 Tonnen. Die Kupfererzeugung, die im Oberharz immer gering war, ist für das 18. Jahrhundert auf jährlich 50 Tonnen zu schätzen. An der Silbererzeugung des 18. Jahrhunderts hatten die Clausthaler Gruben mit etwa 62 v. H., die Zellerfelder mit 28 v. H., und die Andreasberger, die nach langem Darniederliegen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu neuem Leben erwacht waren, mit 10 v. H. Anteil. Gold ist im Oberharz aus eigenen Erzen nie erzeugt worden. Die Erze enthalten davon nur Spuren, erheblich weniger als die Erze des Rammelsberges.

     Die politischen Ereignisse zu Anfang des 19. Jahrhunderts brachten dem Bergbau viele Nachteile, ließen seinen Bestand aber unberührt. Schlimmer als der unter Jeromes Herrschaft betriebene Raubbau wirkte nach Wiederkehr der alten Zustände der Wettbewerb des in großen Massen plötzlich auf den Markt geworfenen spanischen Bleies ein. War der Bleipreis während der Kontinentalsperre bis auf 30 Mark je Zentner gestiegen, so ging er in den Jahren 1829 bis 1833 auf 7 Mark zurück. Viele Betriebe musten infolgedessen als unwirtschaftlich eingestellt und alle Ausgaben aufs äußerste beschränkt werden. Durch Abgabe von Bergleuten an die Forstverwaltung und Förderung der überseeischen Auswanderung suchte man der überhandnehmenden Arbeitslosigkeit zu steuern. Die Not wurde gemildert, aber nicht behoben, als sich der Bleipreis Ende der dreißiger Jahre wieder auf 12–15 Mark hob.

     Unter diesen Umständen erwies sich die Unhaltbarkeit der bei der Mehrzahl der Gruben immer noch bestehenden gewerkschaftlichen Verfassung, die aus Scheu vor der Auszahlung der erforderlichen Abfindungssummen beibehalten worden war, obwohl sie seit länger als einem Jahrhundert nur noch dem Namen nach bestand. Die Gewerken hatten auf die Verwaltung der Gruben nicht den geringsten Einfluß. Sie wurden zu Lasten der Zehntkasse immer wieder gestundet, und aus der Bergbaukasse wurden Barzuschüsse dazu gewährt. Wiederholt waren die aufgelaufenen Zehntschulden in Millionenbeträgen als nicht beitreibbar niedergeschlagen worden. Als die Zehntschuld danach in den dreißiger Jahren wieder auf die noch nicht dagewesene Höhe von fast 4½ Millionen Talern angewachsen war, wurde beschlossen, mit dem Zustande ein Ende zu machen und damit nicht nur die nachgerade unerträglich gewordenen rechnerischen Weiterungen sondern auch die Hemmnisse und Berteuerungen zu beseitigen, die sich aus der Zersplitterung des Grubenbesitzes für den Betrieb ergeben hatten. Der Beschluß wurde in den folgenden Jahrzehnten unter Anwendung weitgehender Rücksichten durchgeführt. Mit Beginn des Jahres 1864 befand sich der Oberharzer Bergbau danach geschlossen in der Hand des Staates.

     In der Zwischenzeit hatte sich der Staat schon die nötige Handlungsfreiheit verschafft, um große Pläne für den Ausbau des vereinheitlichten Grubenbesitzes durchzuführen. Die wichtigsten Pläne betrafen die Ausgestaltung der Wasserlosung für sämtliche diesseits des Bruchberges gelegenen Gruben. Dazu gehörte als Erstes die Anlage des Ernst-August-Stollens, der im Jahre 1851 am Fuße des Harzes bei Gittelde in einem Niveau von 110 Meter unter dem Tiefen Georgstollen angesetzt und nach gleichzeitigem Betriebe von 10 Punkten aus am 22. Juni 1864 mit den Zellerfelder Bauen am Schreibfederschachte durchschlägig gemacht wurde. Er hat, nach dem er auch nach Lautenthal und Bockswiese durch getrieben worden ist, eine Gesamtlänge von 26000 Meter erreicht. An zweiter Stelle wurden an dem neu geschaffenen Königin-Marien-Schachte bei Clausthal 620 Meter unter Tage zwei Wallersäulenmaschinen aufgestellt, die imstande waren, die in einem weitausgreifenden Streckensystem, der „tiefsten Wasserstrecke“, gesammelten Grubenwasser auf die Höhe des Ernst-Auguit-Stollens zu heben.

     Andere Neuerungen waren die Einführung der vom Oberbergrat Albert im Jahre 1834 erfundenen, aus Eisendraht geflochtenen Schachtseile als Ersatz für die bis dahin verwandten Hanfseile und eisernen Ketten und der Einbau der von dem Bergmeister Dörell im Jahre 1833 erfundenen Fahrkunst in vielen der tiefen und bisher nur mit übermäßigem Kraftaufwande befahrbaren Schächte.

     Der Oberharzer Bergbau befand sich, nachdem ihm diese und manche andere Vervollkommnung im Betriebe und in der Verwaltung zuteil geworden waren, bei seinem Übergange auf den Preußischen Staat in blühendem und entwicklungsfähigem Zustande. Er konnte auch trotz der Nöte, mit denen die gewerkschaftlichen Unternehmungen zwei Jahrhunderte hindurch zu kämpfen gehabt hatten, auf eine wirtschaftlich gesunde Vergangenheit zurückbliden. Waren jene Nöte in der Hauptsache doch darin begründet gewesen, daß der Staat die Gewerkschaften mit Zehnten, Vorkaufsrecht und Freikuxen in einer für sie untragbaren Weise belastet hatte. Das Verhältnis war in Wirklichkeit so gewesen, daß