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     Wenige Wochen nach seinem Tode wurde in dem Garten eine Umgrabung vorgenommen, weil man daselbst ein großes stattliches Haus bauen wollte. Man grub tief hinunter; plötzlich rief ein Arbeiter erstaunt:

     „Ei, was ist denn das hier?“

     „Das sieht ja bald wie Silber aus,“ sagte ein andrer.

     Der erste zeigte den Fund allen Kollegen, die natürlich ebenso verwundert waren. Man stellte allerlei Vermutungen auf, wie wohl diese silberglänzende Erde hierher gekommen sein könnte. Enblich nahm einer das Wort und meinte, man müsse vor allem vorsichtig weiter graben, denn es könnte sich doch noch mehr vorfinden.

     Diese Vermutung bestätigte sich: man fand beim Weitergraben noch sehr viel von dieser Erde. Und als dieselbe von sachverständigen Leuten untersucht wurde, stellte es sich heraus, daß sie Silberteile enthielt. Man nugte diese Entdeckung aus, und es währte nicht lange, so entstanden die Silberbergwerke zu Lautenthal.




Der schwarze Hund vom Treibholz.
Von Albert Bock, St. Andreasberg i.H.


     In einer warmen Sommernacht saß eine Bergmannsfrau in ihrem Häuschen im Sperrentale bei St. Andreasberg mit dem Strickzeug am Fenster und wartete auf ihren Eheherrn, der um 1 Uhr nachts von der Spätschicht nach Hause kommen mußte. Heller Mondschein lag über Wald und Feld, und der Duft von frischgemähtem Gras drang durch das offene Fenster ins Zimmer. Kein Laut ringsum, nichts störte die heilige Stille. Des Mondes Silberlicht war so stark, daß die Frau auf eine weite Entfernung hin alles klar zu überblicken vermochte. Sie stand auf von ihrem Stuhl, beugte sich aus dem Fenster und spähte die Straße entlang, auf der ihr Mann immer heimkam. Da schlug es 12 Uhr vom Glockenturm, – die Mitternachtsstunde. Es war noch zu früh, jetzt konnte ihr Heinrich, so hieß ihr Mann, noch nicht heimkehren. So ging sie an ein anderes Fenster, das an der Rückseite des Hauses, nach der Bergseite zu, lag. Ein schmaler Weg führte dort vorbei, den Berg hinan und dem Treibholze zu. Als sie nun ein Weilchen aus diesem Fenster hinaus geschaut hatte, sah sie plötzlich vom Treibholze her einen großen, schwarzen Hund kommen. Sie wunderte sich darüber, und ihr Erstaunen wurde zum Entsetzen, als sie den Hund näher betrachtete. Es war ein gräuliches, struppiges Tier mit Augen, die wie Feuer leuchteten, mit einem rotglühenden, feuerspeihenden Rachen, aus dem eine lange Zunge hing. In ihrer Todesangst bekreuzigte sie sich und stammelte ein Vaterunser. Da war der Hund auch schon an ihrem Häuschen vorüber, lief über die Brücke der Sperrlutter und von da weiter die Straße entlang, die ihr Heinrich kommen mußte. Nun packte sie eine heiße Angst, laut und hart pochte ihr Herz, und am liebsten wäre sie ihrem Manne entgegengeeilt, wenn die lähmende Furcht sie nicht zurückgehalten hätte[WS 1]. Sie wartete von Schrecken und Grauen geschüttelt, doch ihr Heinrich kam nicht, und als die Glocken die zweite Stunde des neuen Tages verkündeten, war er immer noch nicht da. Jetzt weinte sie bitterlich und schluchzte: „Was mag ihm nur passiert sein, der Hund hat ihm sicher etwas Böses angetan!“ Eine große Unruhe trieb sie hin und her. Endlich gegen 3 Uhr morgens kam der sehnlichst Erwartete heim und war erstaunt, seine Frau noch wachend anzutreffen. Weinend warf sie sich an ihres Mannes Brust und frug: „Heinrich, wo warst Du, ich habe mich ja so sehr gefürchtet und mich um Dich gebangt.“ Dieser beruhigte nun seine Frau, schalt mit ihr und sagte, sie sei eine kleine Närrin, die in Zukunft rechtzeitig schlafen gehen sollte. Doch auf ihre nochmalige Frage nach seinem Verbleib, erzählte er ihr: „Denk Dir einmal, was mir passiert ist. Als ich auf dem Heimweg von der Grube bin, sehe ich vor dem Hause des Hufschmiedes, dort, wo die beiden hohen Bäume stehen, den Kameraden Sch. liegen. Ich stoße ihn an, er regt sich aber nicht. Ich rüttele ihn und denke, hat der aber einen über den Durst getrunken. Als er jedoch gar kein Lebenszeichen von sich gibt, glaube ich, daß ihm doch wohl etwas Ernsteres fehlen müsse. Ich lade ihn mir also auf den Rücken und trage ihn nach seinem Hause. Als dieses nun geöffnet wird und die Frau des Kameraden und ich den Bewustlosen aufs Bett gelegt haben, bittet mich die Frau, doch den Herrn Oberbergchirurg A. zu holen. Ich eile fort und der Arzt kommt gleich mit. Bald nun hat er den Kameraden so weit, daß er ein paar Worte spricht. Er redet wirre Sachen von einem großen, schwarzen Hund mit feurigen Augen, schaurig anzuschauen, dem aus einem Feuerspeienden Rachen eine lange Zunge hängt. Als das Tier auf ihn losgesprungen wäre, sei alles Leben aus ihm gewichen. Unser Herr Oberbergchirurg schüttelte den Kopf, untersuchte den Kranken, konnte aber keine Verletzung feststellen. Er blieb dann noch bei ihm und sprach beruhigend auf ihn ein. Ich bin dann heingegangen.“ – Darauf

Anmerkungen (Wikisource)

  1. fehlendes Wort eingefügt