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paar Exemplare am Iberge scheinen dem sicheren Untergange geweiht zu sein. Wie in der Geschichte der Völker, so geht es auch in der Entwicklung der Natur: Geschlechter kommen und gehen, und das Dichterwort bewahrheitet sich auch hier in vollem Maße: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben steigt aus den Ruinen.“ Was hat denn aber den Verfall des Baumgeschlechtes herbeigeführt? War es zu altersschwach geworden, hatte es sich überlebt und seine Kräfte verloren, oder ist es von Feinden verdrängt und ausgerottet worden?

     Die Ursache seines Rückganges liegt einmal in der Natur selbst, dann aber auch in dem ungeheuren Verbrauch des Holzes in früherer Zeit. Vor etwa 2.000 Jahren zeigte die Vegetation von Deutschland einen wesentlich anderen Charakter als heute. Mit der Kultur, die im Laufe der Jahrhunderte große Veränderungen hervorrief, verschwanden allmählich die wilden Urwälder und die schmutzigen Moräste und damit auch manche Bewohner des germanischen Bodens.

     Die Eibe wächst sehr langsam, soll sie doch ein Alter von 2.000 Jahren erreichen, und setzt ihrer Verbreitung selbst die größten Schwierigkeiten entgegen. Ihre Blätter sind giftig und ihre beerenartigen Früchte werden von keinem Tiere gefressen, also auch nicht an andere Orte verschleppt. Dazu kommt, daß in früheren Zeiten nur Holz weggeschlagen, aber nichts wieder angepflanzt wurde. Die starke Benutzung zu Geräten und Bogen machte es immer sparsamer und teurer, so daß sich sogar einige deutsche Fürsten gezwungen sahen, die Ausfuhr dieser begehrten Holzart bei hoher Strafe zu verbieten, um in ihren Ländern die geänzliche Ausrottung zu verhindern.

     Das Holz der Eibe ist äußerst hart und fest und von großer Zähigkeit, was bei der Langsamkeit des Wachstums begreiflich erscheint. Dabei ist es sehr fein und schwarz gebeitzt dem Ebenholz ähnlich, weshalb es nicht mit Unrecht den Namen „Deutsches Ebenholz“ führt. Man verwendete es viel zu Haus- und Tischgeräten, und noch heute wird es für Drechsler- und Schnitzarbeiten gesucht. Vor der Erfindung der Feuerwaffen diente es namentlich zur Anfertigung von Bogen und Armbrüsten, und diese Verwendung war so allgemein, daß man eine große Armbrust kurzweg „Eibe“ nannte.

     Im Altertum galt die Eibe als Baum des Todes; die Furien trugen Fackeln von Eibenholz und die Priester bekränzten sich im inneren Heiligtum von Eleufis mit Myrten- und Taxuszweigen.

     In den Gärten werden die Eiben vielfach als Zierbäume und Ziersträucher angepflanzt und somit vor dem gänzlichen Aussterben bewahrt. Aber dies ist nicht die wilde Eibe, sondern eine Abart derselben, Taxus genannt. Derselbe wächst bedeutend rascher als die Eibe, wodurch auch die Qualität des Holzes geringer wird. Man benutzt den Taxus gern zu Lauben und Hecken, und namentlich zu Ludwigs XIV. Zeiten spielte er eine große Rolle in den Luxusgärten.

     Während die Taxusarten durch ihre Verwendung in Gärten und Anlagen vor dem Untergange gesichert sind, ist die wilde Eibe sich selbst überlassen und als freies Kind der Natur allen verderblichen Einflüssen preisgegeben. Aber den Bestrebungen der Naturdenkmalspflege, welche besonders charakteristische Bebilde der heimatlichen Natur schützen und pflegen will, wird es gelingen, die wenigen Reste der Eibenbestände so lange wie möglich zu erhalten.




Aus der Geschichte eines Hofes in den Bergen.
Von P. Koslowski-Ahlshausen.