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Die Oberharzer Silberhütten.
Von Rektor i. R. H. Morich-Clausthal.


     Mit der Wiederaufnahme des Oberharzer Bergbaues im 16. Jahrhundert stellte sich bald das Bedürfnis ein, die gewonnenen Erze nicht nur zweckmäßig aufzubereiten, sondern auch durch Schmelzen zugute zu machen. Es wurden deshalb in der Nähe der Bergwerke Silberhütten errichtet, in denen man die Metalle, namentlich Blei und Silber zur Darstellung brachte.

     Der Hüttenprozeß bestand zuerst darin, daß man das feingepochte Erz (Schlich) in Windöfen mit Holz verschmolz, wobei man aber viel Eisen vorschlagen mußte, ehe der Rost in Fluß kam. Später röstete man die Schliche in Brennöfen und verschmolz sie sodann unter Eisenzusatz in niedrigen Öfen mit der sogenannten krummen Arbeit. Das entstandene Werkblei, welches das Silber enthält, wurde im Treibofen abgetrieben, wobei das Silber als edles Metall zurückblieb.

     Die älteste Silberhütte ließ Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel in Wildemann errichten, wo er den Erzbergbau 1524 wieder aufgenommen hatte. Sie war schon 1532 im Betriebe und soll auf dem Markte, wo jetzt das Rathaus steht, gewesen sein. Nach Merian (um 1650) standen 2 Schmelzhütten im unteren Teile der Stadt, etwas unterhalb der Mündung des Spiegeltales. Im Jahre 1704 wurde die Silberhütte neu gebaut, doch ist sie noch im 18. Jahrhundert eingestellt.

     Im Zellerfelder Tale, unterhalb des heutigen Hüttenteiches, lag die Zellerfelder Hütte, die schon 1311 genannt wird, wo sie bis etwa 1350 Rammelsberger Erze verschmolz. Durch das Eindringen der Pest in den Oberharz war sie dann auf lange Zeit stillgelegt. Im 1580 kam sie wieder in Betrieb, der auch im 17. Jahrhundert noch anhielt. Im Jahre 1703 scheint sie überflüssig geworden zu sein, weshalb sie abgebrochen wurde.

     Im Jahre 1703 wurde in Schulenberg eine Silberhütte angelegt, wo der Bergbau einen großen Aufschwung genommen hatte; 1760 standen dort nicht weniger als 10 Gruben im Bau. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen dem Abbruch der Zellerfelder Silberhütte und der Errichtung der Schulenberger Hütte in ein und demselben Jahre. Die Hütte lag in Unter-Schulenberg und verschmolz die in Schulenberg-Festenburg gewonnenen Erze, bis diese so gering wurden, daß die Hütte nicht mehr bestehen konnte. Im Jahre 1797 wurde sie eingestellt, worauf ihre Schliche nach der Altenauer Silberhütte geschafft werden mußten.

     Die Altenauer Silberhütte wurde im Jahre 1609 erbaut. Im dreißigjährigen Kriege stillgelegt und verfallen, wurde sie 1691 wieder neu aufgebaut. Sie verschmolz in früherer Zeit vorwiegend die Bleierz-Schliche des oberen Burgstädter Zuges bei Clausthal, die des Schulertberger Gangzuges und die in Clausthal und Zellerfeld gewonnenen Kupferkiese. Später wurde auch das Roh-Kupfer von anderen Hütten zur Weiterverarbeitung nach Altenau geschickt. Seit 1878 bestand hier das elektrolytische Verfahren, wodurch man chemisch reines Kuper herstellte. Hier war der Kupfer-Hüttenprozeß des Oberharzes konzentriert.

     Seit 1700 verhüttete man in Altenau auch ostindische Golderze und seit den 1870er Jahren auch überseeische Silber- und Bleierze, um die Apparate und Wasserkräfte auszunutzen und die 220 Mann starke Belegschaft zu erhalten. Man gewann Gold, Silber, Blei, Elektrolytkupfer, Kupfervitriol, Bleigelb (Farbe) und Schwefelsäure. Als die fremdländischen Schmelzgüter ausblieben oder nicht mehr mit Vorteil verarbeitet werden konnten, wurde die Altenauer Hütte am 1. Oktober 1911 nach 300jährigem Bestehen eingestellt.

     Die St. Andreasberger Silberhütte ist gegen Mitte des 16. Jahrhunderts aus gewerkschaftlichen, vermutlich von der Herrschaft unterstützten Mitteln errichtet worden, später aber in lediglich landesherrschaftlichen Besitz übergegangen. Im Anfange des dreißigjährigen Krieges kamen die Andreasberger Gruben zum Erliegen, deshalb ward 1624 auch die Silberhütte abgebrochen. Erst im Jahre 1663 wurde sie wieder neu aufgebaut. Sie soll dann am 18. September 1673 durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört, später aber in größerem Maße wieder hergestellt worden sein.

     Seit den 1870er Jahren verarbeitete die Andreasberger Hütte neben den Oberharzischen Erzen auch überseeische Schmelzgüter, die vorzugsweise aus Süd-Amerika stammten und durchweg silber- und goldhaltig waren. Dadurch konnten die Betriebskosten aufgebracht und die Hüttenleute, deren Zahl durchschnittlich 165 betrug, beschäftigt werden. Man gewann güldisches Blicksilber, goldfreies Blicksilber, raffiniertes Weichblei, raffiniertes Hartblei und Schwarzkupfer. Die Blicksilber gingen zur Weiterverarbeitung nach der Lautenthaler Hütte, und das Schwarzkupfer wurde an die Altenauer Hütte abgegeben. Nach dem der Bergbau 1910 aufgehoben war, wurde 1912 auch die Hütte eingestellt.

     Die Clausthaler Silberhütte bestand schon vor Jahrhunderten als Hütte zu den Frankenscharn, die ehemals und durch lange Zeit einen großen Betrieb gehabt hat. Sie verhüttete anscheinend nur Oberharzer Erze. Erwähnt wird