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sie im Jahre 1355. Kurz vor 1554 wurde sie neu gebaut, deshalb wird als Gründungsjahr zumeist 1554 angegeben. Sie hat im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Vergrößerungen erfahren. Die Hauptgebäude stammen aus dem Jahre 1688, wie die Juschriften ergeben. Im Jahre 1734 wurde die Hütte vergrößert und um 1773 der erste Hochofen eingebaut. Gleichzeitig erfolgte die Einführung der Niederschlagsarbeit durch Zusatz von Eisen, aber erst 1865 wurde das metallische Eisen durch andere eisenreiche Materialien ersetzt.

     Hier wurden fast die gesamten Bleierze der Berg-Inspektionen Clausthal, sowie ein Teil der bleiischen Erze der Berginspektion Grund verichmolzen. Sie ist in der Hauptsache Rohhütte, d. h. es werden aus ihr die angelieferten Bleierze lediglich aus Halbfertige Produkte verarbeitet. Von letzteren wird sämtliches Werkblei und Blicksilber der Lautenthaler Hütte überwiesen; das Schwarzkupfer wurde früher an die Altenauer Hütte zur Weiterverarbeitung abgegeben. Seit dem Raub Oberschlesiens 1922 werden die silberhaltigen Bleierze, die bisher aus der Friedrichshütte bei Tarnowitz verschmolzen wurden, in Clausthal mit zugute gemacht.

     Die Lautenthaler Silberhütte ist um das Jahr 1638 erbaut und 1727 vergrößert. Sie steht auf dem Schlackenfelde der alten Bielsteinhütte, was dadurch erwiesen wird, daß die bei Bauarbeiten aufgefundenen Schlackenlager der Verhüttung Rammelsberger Erze entstammen. Ursprünglich verschmolz man hier die Lautenthaler und Bockswieser Erze, später auch noch einen Teil der Erze von den Gruben Bergwerkswohlfahrt, Hülfe Gottes und Ernst August. Gegen Ende der 1860er Jahre wurde die Lautentthaler Hütte zur Zentral-Entsilberungs-Anstalt des Oberharzes erweitert, worauf die Werkbleie der Clausthaler Hütte zur Weiterverarbeitung nach Lautenthal gelangten. Jetzt dient die Lautenthaler Hütte nur als Feinhütte oder Silberhütte. Das Werkblei wird durch Zink entsilbert, und die Blicksilber werden im Gebläseflammofen „fein gebrannt“ (Brandsilber).

     Man gewinnt Brandsilber, Handelsblei, Schwarzkupfer, Bleigelb (Farbe), Zinkvitriol, Schwefelsäure, Eisenvitriol und Glaubersalz, früher auch Gold, das aus den Fremderzen stammte. Das Schwarzkupfer, das früher an die Altenauer Hütte zur Weiterverarbeitung ging, wird jetzt auf der Okerhütte zugute gemacht.




Der ehemalige Eisensteins-Bergbau bei Lerbach.
Von Rektor i. R. H. Morich-Clausthal.


     Das Bergdorf Lerbach verdankt seine Entstehung der Gewinnung und Verhüttung des Eisensteins, wie Grund, Riefensbeek-Kamschlacken, Lonau und Sieber. Wann hier die ersten Schürfversuche aufgenommen sind, ist nicht bekannt, doch muß der Bergbau schon sehr alt sein. Nach mündlicher Überlieferung zogen sich im Lerbachtale und im nahe gelegenen Bremketale in alter Zeit verschiedene kleine Hüttenwerke hinauf, die den in beiden Tälern unmittelbar anstehenden Eisenstein zugute machten. Im Bremketale werden deren drei angegeben, von denen eine nach der Urkunde von 1460 die Zangerhütte hieß, und in Lerbach sollen bei der Fundamentierung von Wohnhäusern die Schlackenstätten von 4–6 Hütten gefunden sein. Da nun auch im Bremketale nach dem Jahre 1460 eine „Lerbacher Eisensteinsgrube“ betrieben ist, so wird man annehmen können, daß dieser Bergbau auch im Lerbachtale schon im 15. Jahrhundert seinen Anfang genommen hat.

     Wenn nun auch die reichen und leicht abzubauenden Eisensteinslager des Lerbachtales schon früh bekannt waren, so scheint es zu festen Ansiedlungen doch erst im 16. Jahrhundert gekommen zu sein, denn im Jahre 1530, das als Gründungsjahr der Ortschaft angegeben wird, sollen hier nicht mehr als 10 Häuser gestanden haben, deren Zahl bis zum Jahre 1660 nur auf 28 gestiegen war. Es ist daraus zu schließen, daß die ersten Bergleute, die von Osterode, Freiheit und anderen Orten des Harzrandes kamen, ihre früheren Wohnsitze vielfach beibehielten und erst später sich in Lerbach seßhaft machten. Ein derartiges Berspiel haben wir in St. Andreasberg, wo die Berg-Beamten und Bergleute lange Zeit vor Erbauung der Stadt im Jahre 1528 in Lauterberg und den umliegenden Dörfern wohnten.

     Im Jahre 1551 wird Lerbach als Hammerhütte erwähnt. Die kleine Ansiedlung gehörte kirchlich zu Osterode und wurde damals schon als Außendorf der St. Aegidienkirche bezeichnet. Aber der Eisensteinsbergbau entwickelte sich nur langsam und wurde durch den dreißigjährigen Krieg sehr gehemmt, wenn er nicht ganz zum Erliegen kam. Erst nach dem Kriege blühte er wieder auf und nahm im 18. Jahrhundert einen bemerkenswerten Aufschwung, der sich lange Zeit erhalten hat. Infolgedessen stieg die Zahl der Wohnhäuser im Jahre 1697 auf 45 und im Jahre 1728 auf 72 mit mehr als 500 Einwohnern.

     Die Verhüttung des Lerbacher Eisensteins erfolgte zum größten Teil auf der Osteroder Eisenhütte, was den großen Vorteil hatte, daß die Transportkosten sehr gering waren. Als aber