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braunen Zinkblende erhalten hat. Sie war in den letzten Jahrzehnten der Hauptbetriebspunkt. Von großem Interesse ist es, daß in den oberen Abbaufirsten vielfach auch Abbau im „Alten Mann“ betrieben worden ist, wobei häufig derbe Blenderze gewonnen wurden. Erzgänge im Maaßener Revier treten teils zu Tage auf, es war daher auch möglich, die anstehenden Erze in der Maaßener Tagstollenfirste bis auf etwa 5 Meter unter den Rasen abzubauen.

     Bis in die neueste Zeit standen beim Lautenthaler Bergbau drei tonnlägige Hauptschächte im Betriebe, nämlich „Güte des Herrn“, „Maaßen“ und „Schwarze Grube“, die eine Teufe von 400–440 Meter hatten. Sie waren sämtlich mit Treibwerken und zum Teil mit Wasserkünsten ausgerüstet. In einem besonderen Schachte, dem Richtschachte des „Güte des Herrn“, der eine Teufe von 350 Meter hatte, befand sich eine Wassersäulenmaschine, welche die Grundwasser von der zweiten tiefen Wasserstrecke bis zum Ernst-August-Stollen hob.

     In einem weiteren Schachte, dem Maaßener Kunstschachte, mit einer Teufe von 460 Meter hatte man eine Fahrkunst eingebaut; dazu waren auch die Gestänge der Wasserkunst im Schachte „Schwarze Grube“ zum Fahren hergerichtet. Außerdem hatte Lautenthal noch einen saigeren, runden, in Eisen ausgebauten Zentral-Förderschacht, der mit einer neuzeitlichen Förderanlage ausgestattet war. Vom Gesenk des Zentral-Förderschachtes (13. Strecke der „Güte des Herrn“) ab wurde auf der hangenden Partie des Hauptganges ein Hilfsschacht 327 Meter tief saiger abgeteuft und mit 3,5 Meter Durchmesser in Eisen ausgebaut. Die Untersuchung der Erzgänge von diesem Hilfsschacht aus ergab, daß die Gänge in dieser Teufe vollständig taub waren.

     Von den Stollen bei Lautenthal zur Abführung der Grundwasser aus den Grubenbauen ist der älteste und wichtigste der „Tiefe Sachsenstollen“, dessen Mundloch dem heutigen Bahnhofsgebäude gegenüber liegt. Sein Anfang im Jahre 1550 fällt wahrscheinlich mit der Aufnahme des Laufenthaler Bergbaues zusammen. Er hat eine Länge von 1400 Meter und am Maaßener Schachte eine Teufe von über 100 Meter und löste die Gruben des Kranichsberges von den einbrechenden Wassern. Aus dem Namen „Sachsenstollen“ hat man gefolgert, daß Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel Bergleute aus Obbersachsen, dem sächsischen Erzgebirge, nach dem Harze zog, die den Bergwerksbetrieb aus eigener Anschauung kannten.

     Der Lautenthaler Hoffnungsstollen, der beim Schachte Herzog Ferdinand-Albrecht angesetzt war und mit zur Lösung des Lautenthaler Ganges diente, wird schon 1694 erwähnt. Im Jahre 1746 fing man an, denselben auf dem Lautenthaler Gange und dann durch Quergestein weiter zu treiben, um den erzreichen Bockswieser Gruben zu Hülfe zu kommen. Es war notwendig, denn weder der schon 1719 herangebrachte Grumbacher Stollen, noch die besten Wasserkünste vermochten die öfters aufgehenden Grundwasser zu bewältigen.

     Man rechnete mit einer Bauzeit von 27 Jahren, aber die Arbeit ging mit vielen Unterbrechungen nur langsam vonstatten. Als um 1765–68 die Gruben des Hahnenkleer Zuges, besonders die „Beständigkeit“ sich sehr hoben, entschied man sich nach zehnjähriger Beratung für den Stollenbau nach Hahnenklee. Aber nach 12 Jahren, als der Hahnenkleer Bergbau zurückgegangen war, ging man 1791 wieder zum alten Plan zurück und trieb den Stollen nach Bockswiese. Am 20. November 1799 erfolgte der lebte Durchschlag zwischen dem 4. Lichtloche und dem Herzog-Johann-Friedricher-Kunstschachte.

     Der Lautenthaler Hoffnungsstollen, der 78 Meter unter dem Grumbacher Stollen liegt, hat vom Mundloche oberhalb Lautenthal bis in die Bockswieser Gebäude eine Länge von rund 4000 Meter.

     Nach dem Bau des Ernst-August-Stollens, der 1864 vollendet wurde, sind von seinem Hauptlaufe auch Nebenstollen in die Lautenthaler und Bockswieser Grubenreviere getrieben, wodurch die Wasserlösung dieser Gruben eine bedeutende Erleichterung erfuhr.


Arbeit.
H. W. Krause.