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Die früheren Brandkatastrophen im Oberharz.
Von Rektor i. R. H. Morich, Clausthal-Zellerfeld.


     Die Bergstädte des Oberharzes sind in früheren Jahrhunderten von großen Feuersbrünsten heimgesucht worden, daß wir uns heute kaum noch eine Vorstellung davon machen können. Die Ursache haben wir wohl hauptsächlich in der Bauart der Häuser zu suchen, die durchweg nur aus Holz mit Schindelbehang oder Dielenbeschlag und Schindelbedachung aufgeführt waren. Deshalb stand man einem ausbrechenden Feuer, sobald es eine Häusergruppe ergriffen hatte, derart machtlos gegenüber, daß man es in der Richtung des Windes zur Stadt hinaus brennen lassen mußte.

     Über die Clausthaler Feuersbrünste rühren die ältesten Nachrichten aus dem dreißigjährigen Kriege her. Das Jahrzehnt von 1630 bis 1640 ist besonders verhängnisvoll für diese Stadt gewesen, die kurz nacheinander dreimal von großen Bränden heimgesucht wurde, nämlich 1631, 1634 und 1639. Am 18. Juni 1631 schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in Simon Dornstrauchs Haus an der Sorge ein[WS 1], wodurch eine Feuersbrunst entstand, die binnen 3 Stunden 43 Wohnhäuser und Ställe in Asche legte. Etliche Wochen vorher war es so trocken gewesen, daß das Bergwerk und die Mühle stille standen.

     Am 20. September 1634 kam in Steffen Plapperts Hause an der Goslarschen Straße ein Schadenfeuer auf, welches so stark um sich griff, daß innerhalb 6 Stunden 162 bürgerliche Wohnhäuser, Neben- und Hintergebäude ungerechnet, eingeäschert wurden. Dazu das Rathaus mit fast allen öffentlichen Schriften und Nachrichten, die erst kurze Zeit vorher mit herrlichen Malereien ausgeschmückte Marktkirche, sowie die Schule nebst der Geistlichen und Schulbedienten Häuser. Die Münze und das Amthaus blieben verschont, weil der Wind aus Südwesten kam.

     Kaum hatte man eine Reihe von Bürgerhäusern wieder aufgebaut, während andere noch im Bau begriffen waren, da entstand am 15. April 1639, am 2. Ostertage nach der Mittagspredigt, Schon wieder ein Brand im Hause des Holzhauers Martin Fiedel, der sich gerade auf einer Hochzeitsfeier befand. Er soll an der Osteröderstraße gewohnt haben. Das Feuer konnte bei dem starken Winde nicht gelöscht werden und nahm so so schrecklich überhand, daß binnen 3 Stunden 53 Wohnhäuser, ohne die Hintergebäude, abermals ein Raub der Flammen wurden. „Die gute Bergstadt wurde so erbärmlich zugerichtet, daß sie sich nicht mehr ähnlich sah,“ schreibt Honemann[WS 2].

     Clausthal erholte sich von diesen Unfällen und all der Not, die der Krieg sonst mit sich brachte, nur langsam. Um so mehr muß es unsere Bewunderung erregen, daß man den Mut fand, noch während der Kriegszeit den Neubau der Marktkirche zu unternehmen. Er wurde 1639 in Angriff genommen, während der Glockenturm schon 1637 wieder aufgebaut war. Die Marktkirche soll Pfingsten 1642 eingeweiht sein. Ermöglicht wurden diese Bauten nur dadurch, daß der Bergbau auch während des Krieges in gutem Betrieb war und beträchtliche Überschüsse abwarf, wodurch man in den Stand gesetzt wurde, die Bauten aus öffentlichen Mitteln zu unterstützen.

     Im Jahre 1654 zählte die Stadt 360 Wohnhäufer, 1664 475, und da sie in den folgenden Jahrzehnten von größeren Bränden verschont blieb, wuchs sie bis 1725 allmählich zu einem Bestande von 862 Wohnhäusern heran Die günstige Entwicklung wird durch einen reichen Silbersegen gefördert sein, der sich von 1709 ab in ganz besonderem Maße in den Gruben Dorothea und Karoline auf dem oberen Burgstädter Zuge zeigte. Mitten in diese Zeit des glücklichen Aufschwunges fiel in Clausthal am 25. März 1725 eine gewaltige Brandkatastrophe, durch die die Hälfte der Stadt in Asche gelegt wurde.

     Das Feuer entstand in der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr oben in der Goslarschen Straße in dem Haus des Schichtmeisters Rabius und nahm beim Nordostwinde so fürchterlich überhand, daß dadurch die Goslarsche Straße, die Sorge, die Bader- und Silberstraße, sowie die Osteröder- und Sägemüllerstraße samt den Quergassen gänzlich zerstört wurden. In etwa 12 Stunden brannten 400

Anmerkungen (Wikisource)

  1. fehlendes Wort ergänzt.
  2. Rudolph Leopold Honemann: Die Altertümer des Harzes, Vierter Theil, Kap. 28. § 43
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender 1939. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal-Zellerfeld 1938, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1939_045.png&oldid=- (Version vom 11.8.2019)