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1. Wehrhaftes Bürgertum

Selbsterlebtes aus jüngster Zeit brachte uns heutigen Menschen die beinah schon vergessene Kommunalgarde wieder nahe. Ihre ernste Bedeutung wurde uns lebhaft gegenwärtig, als wir die Einwohnerwehr erstehen sahen oder selbst in ihren Reihen standen. Denn diese allerdings nur kurzlebige Erscheinung knüpfte unmittelbar an die alte Kommunalgarde an.

Bis zu diesem eigenen Erleben aber rief schon das Wort Kommunalgarde bei uns ein Lächeln auf die Lippen. Sein Klang weckte Vorstellungen, wie sie uns das Lied vom Krähwinkler Landsturm oder die Militärscherze unter dem Stichwort „Aus der guten alten Zeit“ in den Fliegenden Blättern vermittelten. Auch deckte sich mit dem Bilde, das uns bis dahin von der Kommunalgarde als wesentliches vorschwebte, der übermütige Ulkvers, den ein Leipziger Student in unfreiwilliger Muße an die Wand des Karzers schrieb:

Seh' ich Blutwurst, denk' ich schaudernd
An vergossenes Blut!
Seh' ich Kommunalgardisten,
Wird mir wieder gut!

Und zweifellos sind die in diesen Vorstellungen enthaltenen Züge auch ein Teil des wirklichen Seins der Kommunalgarde, so wie sie sich entwickelt hat, gewesen. Aber nur ein Teil! Und dieser Teil ihres Lebens, hart ausgedrückt: das Lächerliche, ist in der Erinnerung der Nachwelt lebendig geblieben, während das Ernste und Gute vergessen ist. Der Grund für diese Erscheinung ist darin zu suchen, daß das Gute am Anfang ihrer Laufbahn liegt, während sie am Schluß einer