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Das Laster zertreten
Ist heilge Pflicht.


Nr. 12. Cavatine.


Lorette.
Wo der holde Frühling lächelt,

515
Wo ein sanfter West uns fächelt,

Da ist sicher Amor auch.
Aus den Blumenkelchen nickend,
Uns mit Blüthenduft entzückend,
Flüstert Liebe jeder Hauch.

520
Wo nur eine Quelle rauschet

Fliehet schnell, denn Amor lauschet
Unter jedem Blüthenstrauch.
Blinkt nun erst der Mond hernieder,
Flöten Nachtigallenlieder,

525
Schweigt des Tages lauter Scherz,

Kommt die Nacht in stiller Feier,
Hüllt uns in den Zauberschleier,
Wer, wer rettet dann das Herz.
Brechen muß es, untergehen,

530
Unter Sehnen, unter Wehen,

In der Liebe süssem Schmerz.


Nr. 13. Cavatine.


Etienne.
Frühling hat bald ausgelächelt,
Sturmwind saußt, wo West gefächelt,
Eisig weht sein starrer Hauch.

535
Wo der Zeiten Fittig rauschet,

Flieht die Jugend, Reue lauschet
Unter jedem Dornenstrauch.
Dräuend blickt der Himmel nieder,
Uhu’s heulen Todtenlieder –

540
Sprich, wer rettet dann dein Herz?
Empfohlene Zitierweise:
Cäsar Max Heigel: Der Vampyr, romantische Oper in drei Akten. München: Franz Seraph Hübschmann, 1828, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heigel_%26_Lindpaintner_%E2%80%93_Der_Vampyr_%E2%80%93_31.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)