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Dritter Akt.


Nr. 15. Romanze.


Isolde.

635
In stiller Nacht das Sternlein glimmt

Am tiefen Himmelssaum;
Der Kahn des blassen Mondes schwimmt
In ungemeß’nem Raum.
Die Erde liegt in bleichem Schein,

640
Der Nachtwind flüstert durch den Hain.

Es tönen Stimmen um mich her
So traurig, mild und fern;
Es braußt wie das erzürnte Meer,
Und tiefer sinkt mein Stern.

645
Im ungemeß’nem Ocean

Schwimmt steuerlos mein Lebenskahn.
Wo mich retten
Von den Schauern,
Die mich furchtbar still umringen,

650
Von den Ketten,

Die mich enger stets umschlingen.
Ew’ger Geist der heitern Fernen,
Der du thronest über Sternen,
Dir nur ist mein Leid bewußt.

Empfohlene Zitierweise:
Cäsar Max Heigel: Der Vampyr, romantische Oper in drei Akten. München: Franz Seraph Hübschmann, 1828, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heigel_%26_Lindpaintner_%E2%80%93_Der_Vampyr_%E2%80%93_38.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)