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Beide.

680
Auf ewig wohl! – auf ewig wohl!


Isolde.

Recitativ und Arie.

Er geht, ihm folget scheu mein Blick.
Mir ist’s, als würde nun mein Leben
Und meiner ganzen Jugend Glück
Auf immer mir mit ihm entschweben.

685
Schöne, gold’ne Frühlingstage,

Wo – wo seyd ihr hin entfloh’n?
Ach, vergebens seufzt die Klage,
Es verhallt ihr leiser Ton.
Freudig klangen sonst die Lieder,

690
Fromm und rein war mein Gebet,

Und vom hohen Himmel nieder
Engelsflüstern mich umweht.
Und dürft’ ich mich nicht mehr erheben?
Und dürft’ ich nimmer aufwärts streben? –

695
Du Vater, der im Himmel wohnet,

Sieh gnädig auf dein flehend Kind!
Ein Blick von dir, der oben thronet,
Und jedes Nebelbild zerrinnt,
Und siegend steht in ew’ger Klarheit

700
Vor meinem Aug’ die hehre Wahrheit.

Ha! es wird Licht!
Fort, Traumgesicht! –
Ein sanfter Strahl aus tiefer Nacht,
Der, wie der Sterne holdes Licht,

705
Die Wolken meines Wahns durchbricht,

Erleuchtet mich durch Gottes Macht.
Heil mir, es tagt – der böse Traum
Verfließt vor meinem Blick wie Schaum,
Und in dem Herzen, Gott erfüllt,

710
Strahlt mild und rein der Tugend Bild.
Empfohlene Zitierweise:
Cäsar Max Heigel: Der Vampyr, romantische Oper in drei Akten. München: Franz Seraph Hübschmann, 1828, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heigel_%26_Lindpaintner_%E2%80%93_Der_Vampyr_%E2%80%93_41.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)