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An den Hofrath Georg S.
in Göttingen.


Stolz und gebietend ist des Leibes Haltung,
     Doch Sanftmuth sieht man um die Lippen schweben,
     Das Auge blitzt, und alle Muskeln beben,
     Doch bleibt im Reden ruhige Entfaltung.

5
So stehst du auf dem Lehrstuhl, von Verwaltung

     Der Staaten sprechend, und vom klugen Streben
     Der Kabinette, und von Völkerleben,
     Und von Germaniens Spaltung und Gestaltung.
Aus dem Gedächtniß lischt mir nie dein Bild!

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     In unsrer Zeit der Selbstsucht und der Rohheit,

     Erquickt ein solches Bild von edler Hoheit.
Doch was du mir, recht väterlich und mild,
     Zum Herzen sprachst in stiller trauter Stunde,
     Das trag’ ich treu im tiefen Herzensgrunde.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)