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Ansprache
an die evangelischen Gemeinden in dem Altmühlgrunde und der Umgegend.




 Diener der Kirche, ihr kennt die Kinder, bei denen wir oft nicht mehr thun können, als mit blutendem Herzen zusehen, wie sie von ihren eigenen Ältern immer tiefer in den Schlamm und Koth der Gottlosigkeit hineingeführt werden – Lehrer in den Volksschulen, ihr kennt die Söhne und Töchter des Proletariats, die aus jeder Schule und von jedem Schulwege ausgeschlossen und da untergebracht werden sollten, wo sie das Theuerste, das christliche Familien euch anvertraut haben, nicht mit ihren Lastern anstecken können – Vorstände der Gemeinden in Städten und Dörfern, ihr kennt die Subjekte, die so, wie sie erzogen werden und heranwachsen, einmal kein Meister in der Lehre, keine Herrschaft im Dienst behalten kann, und an denen alle Versuche der Polizei wie der Armenpflege vergeblich sind – Aufseher unserer Forsten, ihr kennt die jungen Waldfrevler mit der Baumsäge und dem Beil unter dem Küttel, für die ihr nicht Augen genug und keine Strafe mehr habt, welche sie fürchten – Hausmütter auf dem Lande, ihr kennt die Bettelkinder, bei denen eure Gaben nicht gut angewendet sind, von denen ihr euch aber brandschatzen laßt, weil ihr sie fürchtet – Kaufleute und Krämer auf Messen und Märkten, ihr kennt die Diebshände, welche von hintenher zwischen der ausgespannten Leinwand hindurch in eure Buden greifen, und wißt, wem sie gehören – Reisende auf den Landstraßen, ihr kennt die Knaben, die sich an eure Ferse hängen und euch nicht lassen, ihr gebt ihnen denn, und wißt, daß aus ihnen die Handwerksbursche werden, die mehr laufen und fechten, als arbeiten, und zuletzt nichts heimbringen, als wenig am Leibe und im Herzen Neid und Bosheit wider den Bürger und Bauern von gutem Schrot und Korn – Seelsorger, Volkslehrer, Vorstände der Gemeinde-Verwaltungen und Armenpflegen, Männer und Frauen mit dem Auge, das für die Zukunft den rechten Blick, und mit dem Herzen,