Seite:Heinrich Brandt - Ein ernstes Wort an Herrn Friedrich Dumhof.pdf/8

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den ganzen Stand der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit, sondern nur meine Person angegriffen, so hätte ich geschwiegen und Sie im Stillen verachtet.

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 Sie reden ferner von der Geistesarbeit freier Christen beim Lesen der Bibel. Darauf will ich bloß erwiedern, daß diese Geistesarbeit doch nicht so gar groß und schwer seyn muß, da mir, als ich noch ein Knabe von zehn Jahren war, schon so absonderliche Gedanken vom Vergänglichen und Unvergänglichen, Vollkommnen und Unvollkommnen gekommen sind, wie Sie in Ihrem Schriftchen aushecken, und was damals mehr eine Arbeit des Fleisches, d. i. des natürlichen verderbten Herzens war, aber durchaus keine Geistesarbeit genannt werden konnte; diese ging erst an, als ich zu Verstand kam und die Quelle verabscheuen lernte, aus welcher solcher Teufelsspuck gekommen war. Demnach muß ich annehmen, daß Sie noch immer im zehnten oder eilften Lebensjahre, die man die Flegeljahre und Jahre der Nasenweisheit nennt, stehen, weil Sie dasselbe aus dem Schatze Ihres Herzens hervorbringen, was mein jugendlicher Unverstand damals zu Tage gefördert hat. Möchte es bei Ihnen auch einmal zu einem so ehrlichen Geständnisse kommen, wie der berühmte alte Plank in Göttingen eines abgelegt hat. Zu diesem kam nach langen Jahren ein Schweizer, der ihn als Student auf eine etwas „freie“ Art über Bibel und Christenthum sprechen gehört hatte, bei seinem Besuche nach vielen Jahren aber gerade das Gegentheil von ihm hörte und ihn über diese große Veränderung zur Rede stellte, aber von