Seite:Heinrich Brandt - Warum sind unsere Kirchen nie leerer, als an den Geburts- und Namensfesten unserer Landesherrschaft.pdf/10

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Liebe vom Throne über das Volk ausgeht. Wie da die Unterthanen ein so ruhiges und stilles Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit führen können!

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 Wer nun diese hohe, der Obrigkeit von Gott selbst verliehene, Wichtigkeit recht bedenkt, recht zu Herzen nimmt, dem sind immer auch die Geburts- und Namens-Feste seiner Landesherrschaft wichtige Tage; Tage, an denen er es besonders für seine Unterthanen- und Christenpflicht hält, die gottesdienstlichen Versammlungen nicht zu verlassen, sondern da in gemeinschaftlicher Andacht dem himmlischen Vater für diese wohlthätige Anordnung seine Gebete, seine Danksagung, seine Fürbitten darzubringen, und neuen Segen auf das königliche Haus herabzuflehen. Wer aber die Obrigkeit nur so obenhin ansieht, und ihre hohe Wichtigkeit und die, nicht zu berechnenden, von Gott und durch sie zu Theil werdenden, Wohlthaten nicht beherziget, wie natürlich dann, daß ein solcher Mensch an den Geburts- und Namens-Festen seiner Obrigkeit gleichgültig bleibt, und an den für sie verordneten gottesdienstlichen Versammlungen keinen Antheil nimmt. Und das gilt heutzutage von so vielen Menschen, deren ganzes Thun und Lassen, deren ganzes Verhalten gegen die Obrigkeit zur Genüge dafür spricht, daß sie sich von dieser nicht die rechte Vorstellung machen, daß sie sie nicht als Gottes Ordnung ansehen und im Herzen ehren; daß sie, wenn sie ja zuweilen der Obrigkeit etwas zu Ehren thun, dieß nur dann thun, wenn sie ihr damit schmeicheln, oder Aufsehen damit machen, und Andere in äußern Ehrenbezeigungen übertreffen, also ihrem eigenen Ehrgeitze einen Dienst damit erweisen können. Wie sollten solche Menschen sich dann gerne in der Kirche einfinden, um Gott für die Ordnung der Obrigkeit zu danken, da sie nur eine geringe Meinung von ihr haben; wie