Seite:Heinrich Brandt - Warum sind unsere Kirchen nie leerer, als an den Geburts- und Namensfesten unserer Landesherrschaft.pdf/11

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sollten sie bei den Versammlungen sich einfinden, wo es nicht auf äußern Glanz und Prunk, nicht auf Essen und Trinken, sondern auf ein herzliches Gebet, auf ein andächtiges Flehen um Gnade und Segen von dem Unsichtbaren abgesehen ist! Trauriger Grund, der nicht Etliche, sondern so Viele veranlaßt, an solchen Tagen unsere Versammlungen zu verlassen! Nicht minder traurig ist aber auch der zweyte, nämlich der,


II.

 weil so Vielen, wie aller Glaube überhaupt, so auch besonders der Glaube an die Nothwendigkeit, die Kraft und den Segen einer gemeinschaftlichen ernstlichen Fürbitte für die Obrigkeit fehlt.

 Es ist ein besonderes, vorzüglich ernstes Gebot des Christenthums, daß alle Christen für ihre Obrigkeit beten sollen, und es ist mit diesem Gebote auch eine große Verheißung verbunden: „So ermahne ich nun, heißt es, daß man vor allen Dingen zuerst thue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir unter ihnen ein geruhiges und stilles Leben führen können, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, denn das ist gut, dazu auch angenehm vor Gott unserm Heilande.“ Was bedarf es mehr, meine Geliebten, um uns von der Pflicht, von der Kraft und dem Segen der Fürbitte für die Obrigkeit zu überzeugen und zur Erfüllung dieser Pflicht zu ermuntern, als dieses Gebot und diese Verheißung des Christenthums? Und wer bedarf mehr der vereinten Fürbitte, als die Obrigkeit, als Fürsten und Könige? Auf wem liegt denn eine größere Last? Wer trägt eine schwerere Sorgenbürde,