Seite:Heinrich Brandt - Warum sind unsere Kirchen nie leerer, als an den Geburts- und Namensfesten unserer Landesherrschaft.pdf/13

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geschweige denn für Andere und für die Obrigkeit, weil sie, wie allen Glauben überhaupt, so auch den Glauben, daß das Gebet und die Fürbitte erhört werde, verloren haben. Die armen Menschen, wie könnten sie dann ohne Zwang diesen gottesdienstlichen Versammlungen beywohnen, oder wie könnten sie solche anders als lästige Frohndienste betrachten! Ach, wüßte unser geliebter König, unsere geliebte Königinn, die man allenthalben äußerlich so ehrt, für die man, um ihnen zu schmeicheln, nicht schöne Worte genug finden kann, wie wenig derer sind, die auch wahrhaft ernstlich für sie beten; wie arm an Worten zur Fürbitte die meisten von denen sind, welche so reich an schönen, schmeichlerischen Redensarten sind, wenn sie vor ihrem Angesichte stehen; und könnten sie an ihren Geburts- und Namensfesten in die leeren Kirchen ihres Landes sehen: welchen Abstand würden sie finden von jenem Zulaufe und Gedränge, mit welchem sie die Neugierde Schaulustiger so oft auf ihren Reisen belästiget!

 Es ist aber noch ein dritter Hauptgrund, warum gerade an den Geburts- und Namensfesten unsere Kirchen am leersten sind, zu betrachten übrig, nämlich


III.

der, weil so viele von den verkehrten und lieblosen Urtheilen, die sie heutzutage über alle Obrigkeiten hören, zu gleicher Verkehrtheit sich hinreißen lassen. Unleugbar und schmerzlich ist nämlich die Erfahrung, m. G., daß kaum je so viele verkehrte und lieblose Urtheile über die Obrigkeiten laut geworden sind, als in unsern Tagen, und diese namentlich auch an den Tagen laut werden, an welchen sich die Unterthanen im Hause des Herrn zum gemeinschaftlichen Gebete