Seite:Heinrich Brandt - Warum sind unsere Kirchen nie leerer, als an den Geburts- und Namensfesten unserer Landesherrschaft.pdf/8

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Söhne Gottes; nennt die Obrigkeit Gottes Ordnung, Gottes Dienerin, Gottes Rächerin, Gottes Stellvertreterin. Das Wort Gottes zeigt, daß die Obrigkeit nicht von Menschen eingesetzt sey, sondern von Gott, von dem jede gute Gabe kommt, und daß sie ihre Macht nicht Menschen, sondern dem Allmächtigen verdanke. Das Wort Gottes will, daß wir der Obrigkeit nicht bloß um der Noth, sondern auch um des Gewissens, ja um Christi willen gehorchen sollen. Und was sagt Gottes Wort von der Wohlthat einer guten Obrigkeit? „Jedermann sey unterthan der Obrigkeit, die von Gott ist, denn sie ist Gottes Dienerin, den Frommen zu Gute, und eine Rächerin, zur Strafe über den, der Böses thut.“ „Die Könige, lesen wir im Buche des Propheten Jesajas, sollen deine Pfleger, und ihre Fürsten deine Säugammen seyn.“ „Wohl dir Land, deß König edel ist!“ ruft Salomo. „Ein kluger König ist des Volkes Glück,“ heißt es im Buche der Weisheit. „Wo eine verständige Obrigkeit ist, da gehet es ordentlich zu“, sagt Sirach.

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 Und was das Wort Gottes von der Wohlthat einer guten Obrigkeit sagt, wie leicht kann sich davon ein jeder Mensch durch die tägliche Erfahrung überzeugen, wenn er darüber nachdenken will. Was können wir bey dem natürlichen Verderben, bey der uns angebornen Neigung zum Eigensinn, zur Rechthaberey, zur Herrschsucht, zur Wollust und allen andern, die öffentliche Ruhe und Wohlfahrt störenden, Sünden weniger entbehren, als diese Ordnung Gottes? Was würde, da immer nur der kleinste Theil der Menschen aus solchen besteht, die durch den Geist Gottes wiedergeboren sind und vom Geiste Gottes getrieben werden, bey diesem Hange zur Ungebundenheit aus der menschlichen Gesellschaft werden, wenn jeder seinen Neigungen ungestört nachhängen könnte? Würden da nicht Ruhe und