erspart blieben.
Ebenso wie ein Haken sich krümmt wenn er getreten, so erging es auch mit mir und je mehr man mir in meiner Jugend den süssen Geschmack, den ich bei dem Pinsellecken empfand, zu vergällen suchte, desto mehr Sehnsucht empfand ich eine brodlose Zukunft zur Gegenwart zu machen. Jedoch gelang es mir erst nach Neherung verschiedener Hindernisse (nach vorheriger Ablegung eines Zeugnisses geistiger, d.h. gymnasial-realer Reife, daß ich auch des schweren Schrittes bewusst sei) die 1. Stufe (Eintritt in die Academie 1883) zu erklimmen.
Nachdem ich mich nun mit akadem. Gewissenhaftigkeit (persönliche subjective Anschauung!) mehrere Jahre meinen ästhetischen Sinn veredelt + verantikifrisirt hatte, befand ich mich plötzlich in der Malklasse des Herrn Prof. Dücker[WS 1] (1886), worauf ich dann in folge meines tapferen Aushaltens im Jahre 1889 die Belobigung „Meisterschüler“ erhielt. [Zusatz:] Durch diese empfehlenswerte Ausdauer droht mir nun die Gefahr dort gänzlich inventarisirt zu werden, weßhalb ich nächstens den Entschluss fassen werde, dieser Incrustirung durch ein entschiedenes [3] Veto Einhalt zu thun.
Die Zwischenzeit, die zwischen obigen Zeilen liegt, verbrachte ich studirend zum Teil in Norddeutschland, am Niederrhein, in Oberitalien & hauptsächlich in Holland.
Sie werden sich vielleicht verschiedener holländ „Stadtgezichte“[WS 2] erinnern die meistens Dordrecht + Amsterdam entnommen waren. Eine Angabe von glücklichen Besitzern meiner Werke kann ich nicht machen, da es auf Eigenlob zu sehr hinausliefe, weil ich mich selbst meistens als Besitzer glücklich preisen müsste. Nichts desto weniger befinden sich Bilder in aller Herren Länder; z. B. „Dordrecht“ (auf der vorig jähr. Internationalen in München verkauft) in San Francisco – America; „Abend in Amsterdam“ in Amsterdam etc.. Ausser zwei Papiermedaillen, d. h. Ehrenvollen Ermahnungen wurde mir keine Verkenng[?] meines Talentes zu teil.
Die für die betreff. Mappe bestimmte Radirung stellt die Prinzengracht in Amsterdam dar. Bei dem Betrachten
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ w:Eugen Dücker
- ↑ Vgl. niederländisch „stadsgezichten“ (Stadtansichten)
Heinrich Hermanns: Heinrich Hermanns an einen Notar. , Groß-Hesepe 1892, Seite 2&3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Hermanns_an_einen_Notar.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.1.2021)